Am Montag soll der Prozess gegen den Moderator fortgesetzt werden.
Der erste Auftritt von TV-Wetter-Moderator Jörg Kachelmann vor dem Landesgericht Mannheim in Deutschland hat keine zehn Minuten gedauert. Gleich zu Beginn der Verhandlung am Montag brachten die Anwälte Kachelmanns Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter und eine weitere Richterin ein. Am 17. September (Montag) soll der Prozess nun fortgesetzt werden. Der Moderator wird beschuldigt, seine damalige Freundin mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Im Fall einer Verurteilung muss Kachelmann mit mindestens fünf Jahre Haft rechnen.
Geliebte sollen aussagen
Bevor er zum "Fall Kachelmann" wurde, kannte man den 52-Jährigen als witzig-launigen Moderator von Wettersendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Am 20. März war es mit dem Saubermann-Image aber schlagartig vorbei. Kachelmann wurde am Flughafen in Frankfurt festgenommen. Der Vorwurf: Er soll seine ehemalige Freundin, eine 37-jährige Radiomoderatorin, mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben.
Kachelmann wurde in U-Haft genommen und erst Ende Juli wieder freigelassen. Während der Monate kamen immer mehr Details aus dem Privatleben des Moderators an die Öffentlichkeit. Demnach hatte der 52-Jährige gleich eine ganze Reihe von Liebschaften, die er allesamt "Lausemädchen" nannte. Einige dieser ehemaligen Geliebten sollen auch während des Prozesses aussagen.
"Free Kachelmann"
Die Öffentlichkeit ist in dem Fall polarisiert. Während ein Teil dem Opfer glaubt bzw. einmal das Verfahren abwarten will, hat sich in Teilen Deutschlands eine richtige "Free Kachelmann"-Bewegung formiert. Sie haltet die Vorwürfe gegen den Promi für eine Racheaktion des mutmaßlichen Opfers. Die bisherigen Gutachten sind widersprüchlich. Der Hass gegen die 37-Jährige ging inzwischen allerdings soweit, dass von ihr ein Foto samt vollem Namen und Anschrift ins Internet gestellt wurde.
Richter mit Interview-Faux-pas
"Intime Details" sind am Montag nicht zu erwarten. Vielmehr wird darüber entschieden werden, ob die beiden Richter tatsächlich befangen sind. Laut Medienberichten soll der Vorsitzende Richter, Michael Seidling, stellvertretender Präsident eines Sportvereins gewesen sein, der sich in der unmittelbaren Nachbarschaft mit einem anderen Sportverein befand, in dem der Vater der Klägerin den Vorsitz innehatte.
Zudem soll der Richter in einem Interview, die Radiomoderatorin als "Opfer" und nicht als "mutmaßliches Opfer" bezeichnet haben, was die Verteidigung als Voreingenommenheit auslegt.
Am ersten Verhandlungstag traf Kachelmann im Gericht mit seinem ehemaligen "Lausemädchen" zusammen. Insgesamt sollen 20 Zeugen vernommen werden - darunter laut Staatsanwaltschaft auch "diverse weibliche Zeugen aus dem Umfeld des Angeklagten". Das mutmaßliche Opfer soll am neunten Verhandlungstag am 13. Oktober aussagen.