Konflikt

Türkei droht Syrien mit "furchtbarem Zorn"

26.06.2012


Regierungschef Erdogan gibt Schießbefehl an Grenze.

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Von den türkischen Dörfern an der Grenze zu Syrien aus sind seit dem Beginn des Aufstandes gegen das Assad-Regime in Damaskus regelmäßig syrische Panzer zu sehen: Die Auseinandersetzung zwischen Regierungstruppen und Rebellen in Syrien spielen sich hin und wieder vor den Augen der türkischen Nachbarn ab.

In Zukunft riskieren die Besatzungen dieser Panzer und auch Transporter einen Militärschlag aus der Türkei. Syrische Truppenbewegungen an der Grenze werden von der Türkei ab sofort als potenzielle Bedrohung aufgefasst und bekämpft - das kündigte am Dienstag Regierungschef Recep Tayyip Erdogan an.

Dass sich die Lage an der Grenze so zugespitzt hat, ist aus türkischer Sicht allein dem syrischen Regime zuzuschreiben. Der Abschuss eines unbewaffneten türkischen Militärjets im internationalen Luftraum über dem östlichen Mittelmeer am vergangenen Freitag habe eine neue Lage geschaffen, sagte Erdogan in Ankara. Mit dem unprovozierten Abschuss sei Syrien zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheit der Türkei geworden.

Schießbefehl
Und deshalb will die Türkei laut Erdogan künftig nicht lange fackeln. Fünfmal drangen syrische Kampfhubschrauber nach türkischen Angaben in den vergangenen Monaten bei der Bekämpfung der Rebellen kurzzeitig in den türkischen Luftraum ein. Bisher beließen es die Türken bei einer Warnung an die Piloten - ab sofort soll ohne Zögern geschossen werden.

Rebellen von Ankara unterstützt
Erdogan deutete zudem eine stärkere Unterstützung seines Landes für die syrische Opposition an. Das Regime von Bashar al-Assad habe jede Legitimation verloren und sei inzwischen nicht mehr nur eine Bedrohung für das syrische Volk, sondern auch für die Türkei, sagte er. Erdogan warnte davor, die Zurückhaltung seines Landes nach dem jüngsten Flugzeugabschuss durch Syrien als Schwäche auszulegen.

Nach dem Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Armee beraten die Botschafter der 28 NATO-Länder am heutigen Dienstag in einer Krisensitzung über den Vorfall. Die Regierung in Ankara beantragte diese Sitzung auf Grundlage des Artikels 4 des NATO-Vertrags. Der Passus sieht ein Treffen des NATO-Rats vor, wenn ein Mitglied "die Unversehrtheit des Gebiets" bedroht sieht. Syrien wirft der Türkei vor, mit dem Kampfjet in seinen Luftraum eingedrungen zu sein.

Rückendeckung von der NATO
Die NATO hat den Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Luftwaffe als "nicht hinnehmbar" verurteilt. "Die Alliierten haben ihre feste Unterstützung und Solidarität mit der Türkei zum Ausdruck gebracht", sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nach einer Krisensitzung des NATO-Rats am Dienstag in Brüssel. Auf die Frage, was die NATO bei einem erneuten Zwischenfall dieser Art tun werde, sagte er: "Ich erwarte ganz sicher, dass so etwas nicht wieder passieren wird." Die NATO müsste ansonsten "beraten, was sonst getan werden könnte".

Unverminderte Gewalt
Unterdessen geht die Gewalt im syrischen Bürgerkrieg unvermindert weiter. Binnen weniger Stunden sind am Dienstag nach Angaben von Aktivisten in Syrien mindestens 30 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer habe es in den Vorstädten Duma und Al-Amaa bei Damaskus gegeben, hieß es in den telefonisch aus Damaskus übermittelten Berichten.
 

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