Kein Papst mehr in Rom

Kardinäle übernehmen Macht im Vatikan

01.03.2013

Sedisvakanz: Nach dem Papst-Rücktritt leiten 209 Kardinäle die Kirche.

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Im Vatikan hat die Sedisvakanz, die Zeit ohne den Papst, begonnen. Seit Donnerstag, 20.00 Uhr steht die katholische Kirche ohne Oberhaupt da, nachdem ihr eigentlich auf Lebenszeit gewählter Papst Benedikt XVI. das Amt niedergelegt hat. Mit Beginn der Sedisvakanz geht die Leitung der katholischen Kirche und des Vatikanstaats vorübergehend an das Kardinalskollegium über, also letztlich allen 209 derzeit lebenden Kardinälen.



Die Befugnisse des Kardinalskollegiums sind auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können. Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden. Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Kardinalkämmerer (Camerlengo) mit drei Kardinal-Assistenten. Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor. Camerlengo ist gegenwärtig Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Ihm zur Seite stehen drei durch Los bestimmte Kardinal-Assistenten, die nach jeweils drei Tagen ausgewechselt werden. Hier folgt ein kurzes Porträt der Akteure in der Übergangszeit.

Montag, 9:30 Uhr Vorbesprechung
Der Termin für den Beginn des Konklaves sollen die ab dem kommenden Montag zu täglichen Generalkongregationen zusammengetroffenen Kardinälen bestimmen. Die Generalkongregationen werden am Montag ab 9.30 Uhr tagen. Nach Angaben des vatikanischen Pressesprechers Federico Lombardi werden diese weitergeführt werden, bis alle Papst-Wähler in Rom eingetroffen sind. Erst danach soll das Datum des Konklave bekannt gegeben werden.

Konklave
Laut Medienindiskretionen könnte das Konklave am 11. März beginnen, genau vier Wochen nach der historischen Rücktrittsankündigung Benedikts. Die Generalkongregation tagt täglich im Apostolischen Palast und wird von Kardinaldekan Angelo Sodano geleitet. Bei diesen Sitzungen müssen alle anfallenden Amtsgeschäfte der Kirche behandelt werden. Dieses "Vorkonklave" muss auch die Papstwahl vorbereiten.



Alle Kardinäle, die an der Generalkongregation teilnehmen, müssen mit einem Eid auf das Evangelium schwören, die geltenden Vorschriften zu achten und Geheimhaltung zu üben. Dies gilt auch für Teilnehmer, die älter als 80 Jahre sind und deswegen nicht mehr an der Wahl des neuen Papstes teilnehmen dürfen. Die Kardinäle schwören unter anderem, dass sie "alles streng geheim halten werden, was sich in irgendeiner Weise auf die Wahl des Papsts bezieht".

Mit dem Beginn der Generalkongregation beginnen die ersten Verhandlungen vor dem Konklave für die Papst-Wahl. Bei seinem letzten Treffen mit den Kardinälen verabschiedete sich Joseph Ratzinger besonders herzlich vom Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der ihm ein Buch übergab. Dies wurde von italienischen Medien als Signal der besonderen Zuneigung Benedikts für seinen Ex-Schüler bewertet, der als starker europäischer Kandidat für seine Nachfolge gilt.

Bisher gibt es nach Einschätzung italienischer Medien keinen klaren Favoriten für die Papst-Wahl. Als starke Kandidatur gilt jene des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola. Seine Kandidatur werde nicht nur von einem Großteil der italienischen Purpurträger, sondern auch von mehreren ausländischen Kardinälen unterstützt. Scola kann mit der Unterstützung seines Vorgängers Dionigi Tettamanzi und des Episkopatschefs Angelo Bagnasco rechnen. Gute Chancen werden auch dem kanadischen Spitzenkandidaten Kardinal Marc Oullet zugebilligt. Auch unter den Lateinamerikanern kursieren Namen, wie der Brasilianer deutscher Abstammung Odilo Pedro Scherer und sein Landsmann Joao Braz de Aviz. Als Alternative gelte der ungarische Primas Peter Erdö, Chef der europäischen Bischöfe.


 
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