Es war ein blutiger Samstag: Heiß umkämpft waren Ras Lanuf und Az-Zawiya
Die Kämpfe in Libyen werden zunehmend heftiger. Die Rebellen versuchen derzeit, Stadt um Stadt einzunehmen – Gaddafis Truppen schlagen mit voller Härte zurück.
Massaker in Az-Zawiya
Heiß umkämpft war gestern die Stadt Az-Zawiya, nur 60 Kilometer entfernt von Tripolis. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben. Gaddafis Truppen stürmten Wohnhäuser und schossen auf Menschen. „Der Granatbeschuss hört nicht auf“, sagten Augenzeugen. „Das ist ein echtes Massaker, die Lage ist katastrophal“, berichtet ein Arzt. Am Vormittag konnten die Rebellen noch einen Angriff abwehren.
Die Rebellen behaupten, Kampfflugzeuge der Luftwaffe bei Ras Lanuf abgeschossen zu haben.
Beim ÖSTERREICH-Lokalaugenschein zeigen sich menschenleere Straßen. Es ist die Ruhe nach den blutigen Kämpfen. An Dutzenden Gebäuden Einschusslöcher. „Wir haben Straße um Straße gekämpft“, sagt ein Rebell. „Ras Lanuf ist in unserer Hand, zu 100 % befreit.“ Die Rebellen arbeiten sich im Eiltempo in den Westen des Landes vor. „Wir werden morgen Syrte einnehmen“, so die Ansage.
Völlige Zerstörung
Die Einheiten der Aufständischen bestehen meist aus sechs Pick-up-Autos. Auf den Ladeflächen: Fliegerabwehrkanonen. Links und rechts der Straße stehen ausgebrannte Transportwagen der Gaddafi-Söldner. Zehn Menschen starben. „Wir haben sie weggefegt“, sagt ein junger Rebell.
Gaddafi wird nicht mehr gewinnen können. Die Luftunterstützung des Machthabers funktioniert nicht mehr, zumindest nicht hier. „Sie können uns nicht sehen“, sagen die Rebellen, der Sandsturm sei zu stark.
Die Aufständischen ziehen Richtung Tripolis. Dort wird es schon bald die bittersten Kämpfe geben. Auch die USA rüsten auf: Sie zogen ihre Einheiten auf Kreta zusammen.
K. Wendl
Seite2: Gaddafi-Geld in Österreich
Nächster Finanz-Manager im Visier
Gaddafi-Geld in Österreich
Jetzt wird Gaddafis Öl-Chef untersucht. Er lebt in Wien und kontrolliert Milliarden.
Immer mehr Finanzmanager Gaddafis geraten ins Visier der österreichischen Ermittler. Jetzt beginnt die Fahndung nach Shokri Ghanem (68), Chef der Libyan Oil Corporation – er ist Gaddafis Öl-Boss. Ghanem kontrolliert die Milliarden aus dem Öl-Business. Nun soll geklärt werden, ob dieses Vermögen über Österreich zurück an den Diktator läuft?
Ghanem ist in Österreich stark verwurzelt: Er war an der OPEC in Wien tätig, mehrere Firmen laufen auf seinen Namen (z. B. Mohamed Ghanem KEG) und er besitzt einen fixen Wohnsitz neben der UNO-City. Jetzt wird geprüft, ob auch seine Konten eingefroren werden.
In den vergangenen Tagen stand Mustafa Zarti im Mittelpunkt: Er soll in Österreich Milliarden für Gaddafi geparkt haben. Zartis Konten wurden bereits gesperrt.
Indessen sorgten Spekulationen um Gaddafis Sohn Saif für Aufsehen. Der Kärntner SPÖ-Chef Peter Kaiser spekulierte, dass ihm die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen worden sei. Das Innenministerium dementierte umgehend.
(flo)