Das Bild der Schande
Kinder in Syrien vergast - aber Politiker lachen bei Rettungskonferenz
05.04.2017In Syrien sterben Dutzende nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff. Die Welt ist ohnmächtig.
Es war ein entsetzlicher Angriff auf unschuldige Zivilisten, viele von ihnen Kinder. Mindestens 72 Menschen starben am Dienstag bei einem mutmaßlichen Giftgasangriff in der nordwestlichen Provinz Idlib in Syrien. Wer die Bilder der in Leichenstarre mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden liegenden Kinder gesehen hat, bekommt sie nicht aus dem Kopf.
Die Leichen der Kinder sind eine Anklage an die Welt
Die meisten von ihnen starben qualvoll an akuter Atemnot – mutmaßlich hervorgerufen durch einen Nervenkampfstoff, sagte die Weltgesundheitsorganisation am Mittwoch.
Die Leichen der Zivilisten sind eine Anklage an die Welt: Seit sechs Jahren tobt in Syrien ein brutaler Krieg. Mehr als 300.000 starben bei den Kämpfen zwischen syrischen Truppen, Rebellen, IS-Kämpfern, Kurden und Militär aus Russland, den USA, der Türkei und dem Iran.
Die USA beschuldigten Syrien, den Angriff geflogen zu haben. Syriens Verbündeter Russland behauptet, ein Waffendepot der Rebellen sei getroffen worden und daraus das todbringende Gas entwichen. Am Tag nach dem grausamen Gift-Massaker trafen sich Staatschefs und Minister bei der Syrienkonferenz in Brüssel und lachten ausgelassen. Es war unpassend, ein Hohn für die Opfer und ihre Hinterbliebenen.
Mit einem Achselzucken schaut die Welt dem Schlachten in Syrien zu. US-Außenminister Rex Tillerson sagte vor dem Giftangriff, das Schicksal Syriens „wird vom syrischen Volk entschieden“. Was so viel heißt wie: Es ist uns egal.
Kein Kriegsverbrechen ist bisher aufgeklärt worden
Frankreichs Präsident François Hollande nannte es ein „Kriegsverbrechen“, Deutschlands Außenminister Siegmar Gabriel verlangte, „die Verantwortlichen vor ein internationales Gericht zu bringen“. Weil Russland den UN-Sicherheitsrat blockiert, ist bis heute keines der vielen Kriegsverbrechen in Syrien aufgeklärt worden. (baa)