20 Jahre nach Verbrechen

Kindermord: Tatverdächtiger festgenommen

27.08.2018

Spanische Polizei fand 55-Jährigen in abgelegenem Dorf nahe Barcelona.

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Vor 20 Jahren wurde der elfjährige Nicky Verstappen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet sexuell missbraucht und ermordet. Jetzt ist der Tatverdächtige Jos B. in einem abgelegenen Ort nahe Barcelona in Spanien festgenommen worden. Die Familie des Opfers reagierte erleichtert. Die niederländische Polizei hatte am Mittwoch berichtet, in dem Fall einen Verdächtigen ermittelt zu haben und nach dem 55-jährigen Jos B. zu fahnden. Die Festnahme am Sonntagnachmittag gelang nach Angaben der Ermittler mit Hilfe eines Zeugen, der den Mann in den vergangenen Tagen auf einem Foto in den Medien erkannt hat. Die niederländischen Ermittler lobten die Zusammenarbeit mit der spanischen Polizei.
 

Verdächtiger am Weg zum Holzhacken verhaftet

Diese berichtete am Montag, B. sei in einer bergigen Gegend nahe Castelltercol, 50 Kilometer von Barcelona entfernt, festgenommen worden, "als er zum Holzhacken hinaus ging". "Groß angelegte" Ermittlungen auf der Grundlage von DNA-Spuren hätten zu einem abgelegenen Landhaus in dem katalanischen Dorf geführt. Am Montag wurde der Festgenommene zu einem Gericht in Granollers bei Barcelona gebracht, wie aus spanischen Justizkreisen verlautete. Dort sollte er per Videoschaltung von Richtern des zuständigen nationalen Gerichts in Madrid angehört werden, die über die Modalitäten der Auslieferung des Verdächtigen in die Niederlande entscheiden.
 

Mord liegt 20 Jahre zurück 

Die Familie des getöteten Buben nahm die Festnahme mit Erleichterung auf. "Wir haben ihn", schrieb der Sprecher der Familie, der Journalist Peter R. de Vries, im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Familie sei "sehr erleichtert". "Es wird Gerechtigkeit geben", fügte de Vries hinzu. B. soll den elfjährigen Niederländer Nicky Verstappen im August 1998 sexuell missbraucht und dann ermordet haben. Das Kind war aus einem Sommercamp im Naturschutzgebiet Brunssummerheide an der deutschen Grenze verschwunden. Tags darauf wurde seine Leiche gefunden. Mithilfe von Spuren an der Leiche und modernen Technologien konnte erst 2008 ein DNA-Profil des Täters erstellt werden. Zunächst kam die Polizei aber dadurch nicht weiter.
 

Täter sagte als Zeuge aus 

Im Februar dieses Jahres gaben 16.000 Männer, die in der Gegend um den Tatort lebten, freiwillig eine DNA-Probe ab - aber auch diese groß angelegte Aktion führte die Ermittler nicht zu einem Verdächtigen. B. war nicht unter den Freiwilligen, er hatte aber 1998 als Zeuge in dem Mordfall ausgesagt. Die Polizei schöpfte deshalb allmählich Verdacht. Fortschritte gab es im April, als B. von seiner Familie als vermisst gemeldet wurde. Er war laut seiner Familie nicht wieder aufgetaucht, nachdem er nach eigener Aussage zu einem Spaziergang in den Vogesen aufgebrochen war - in dem ostfranzösischen Gebirge besitzt er eine Hütte. In der Hütte sicherte die Polizei DNA-Spuren des Mannes, der früher bei den Pfadfindern gearbeitet hatte und als Survival-Experte gilt. Ein Abgleich mit dem DNA-Profil des mutmaßlichen Täters ergab einen Treffer. Am 12. Juni wurde B. europaweit zur Fahndung ausgeschrieben.
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