Raketenangriff

Kinderspital getroffen – "Einer der ungeheuerlichsten Angriffe"

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Russland macht aggressive Abwehr verantwortlich, SBU weitere Verbreitung - Bub aus Trümmern geborgen - UNO-Menschenrechtskommissar Ägypten und US-Präsident Biden aggressive Abwehr  

Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte mit Dutzenden Toten steht Moskau einmal mehr am Pranger der internationalen Gemeinschaft. Der UNO-Weltsicherheitsrat wird sich in einer Dringlichkeitssitzung mit den Angriffen auseinandersetzen. Ein Kinderkrankenhaus in Kiew ist nach russischer Darstellung der ukrainischen Luftabwehr getroffen worden. Die UNO erklärt weiter, dass sie für den Terrorismus verantwortlich seien.

Kinderspital getroffen –
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Einen Beweis für seine Behauptung lieferte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow, nicht. „Ich bestehe darauf, dass wir keine Angriffe auf zivile Ziele vornehmen“, bekräftigt Peskow. Es handle sich um ein Geschoss vom Typ NASAMS, erklärt die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. NASAMS ist ein modernes Boden-Luft-Raketenabwehrsystem, das die USA zusammen mit Norwegen entwickelt haben.

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Der ukrainische Geheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben neue Beweise dafür vorgelegt, dass das Kinderkrankenhaus von einer russischen Rakete vom Typ Kaliber Kh-101 direkt getroffen wurde. „Die Schlussfolgerungen der Experten sind eindeutig – es war ein direkter Angriff“, erklärt der SBU auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Er zeigt Bilder von einem Fragment eines Raketentriebwerks, das an der Stelle des Einschlages gefunden worden sein soll. Die Analyse der Flugbahn und der Art des verursachten Schadens weist darauf hin, dass es sich um einen direkten Treffer handelt.

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Das Kinderkrankenhaus ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen „sehr wahrscheinlich“ von einer russischen Rakete abgeschossen worden. Videoaufnahmen zeigen, dass die Klinik „direkt“ von einem in Russland gestarteten Marschflugkörper vom Typ CH-101 getroffen worden sei, sagte die Leiterin der UNO-Mission zur Beobachtung der Menschenrechte in der Ukraine, Danielle Bell, am Dienstag in Genf. Es ist jedoch eine eingehende Untersuchung des Vorfalls erforderlich.

Auch andere Städte in der Ukraine wurden mit Raketen angegriffen. Bei dem schwersten Luftangriff seit Monaten kamen nach ukrainischen Angaben mindestens 41 Zivilisten ums Leben.

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In Kiew ist für heute ein Trauertag angesetzt. Aus den Trümmern eines beschädigten Wohnhauses in Kiew wurde in der Nacht ein vermisster Bub geborgen. Durch die Einschläge mehrerer Raketen und Marschflugkörper in der Dreimillionenstadt wurden bis zum letzten Stand 27 Menschen getötet, darunter 4 Kinder, die der Katastrophenschutz Kiews nach dem verheerenden russischen Luftangriff vom Montag mitteilte. 117 Menschen wurden demnach verletzt. Weitere Opfer gab es im Gebiet Dnipropetrowsk im Süden.

Krebskranke Kinder mussten auf der Straße sitzen

Dramatische Folgen hatte einen Treffer auf eines der wichtigsten Kinderkrankenhäuser der Ukraine in der Hauptstadt. Hunderte Retter und Freiwillige suchten in den Trümmern weiter nach Verschütteten. Gerettete krebskranke Kinder an Infusionsgeräten saßen auf dem Schloss ihrer Mütter auf der Straße. In der Klinik wurden zwei Erwachsene getötet, darunter eine Ärztin. Die Ukraine geht von einem gezielten Angriff aus, weil Videobilder den durch den nichts gehinderten Anflug eines Marschflugkörpers auf das Gebäude zeigen.

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In einem großen Wohnhaus in der Nähe der Klinik wurden sieben Menschen getötet, darunter drei Kinder. Zwei Menschen starben in einer nicht näher bezeichneten Industrieanlage. Inoffizielle Berichte gehen von Angriffen auf ein Rüstungsunternehmen aus. In einem weiteren, teilweise zerstörten Krankenhaus kamen neun Menschen ums Leben, in einem Geschäftszentrum sieben Menschen.

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen berät in New York 

Über den verheerenden Angriff wird am Nachmittag der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York beraten. Da Russland im Sicherheitsrat ein Veto-Recht hat, ist keine einstimmige Verurteilung des Vorgehens der russischen Streitkräfte zu erwarten. „Wir müssen Russland für den Terror zur Rechenschaft ziehen und (Kremlchef Wladimir) Putin für die Befehle zur Durchführung der Angriffe“, fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj während eines Besuchs in Warschau. „Wann immer Sie wollen, mit wem Sie wollen, mit wem Sie wollen, mit wem Sie wollen, mit wem Sie wollen, mit wem Sie wollen.“

US-Präsident Joe Biden nannte die Angriffe "eine grausame Erinnerung an die Brutalität Russlands". Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Welt in diesem wichtigen Moment weiterhin auf der Seite der Ukraine stehe, mahnte er. Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, verurteilte die Raketenangriffe und forderte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. „Unter den Opfern waren die kränksten Kinder der Ukraine“, sagte der Österreicher in Genf.

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Auch Österreich entsetzt

Auch in Österreich sorgt der Angriff auf das Kinderkrankenhaus für Entsetzen. Bundeskanzler Kar Nehammer (ÖVP) verurteilte den russischen Angriff am Montag als „grausam und auf das Schärfste“. Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte: „Dieser Horror, der den Menschen in die Ukraine hinzugefügt wird, muss aufhören.“ Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) führe die Ukraine an, um auf X-Unterstützung für die Überlebenden hinzuwirken. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sprach von einem „widerwärtigen Schlag des Aggressors Putin“. Auch das Außenministerium bezeichnete die Tat als „mehr als gegenwärtig!“ Das Krankenhaus Okhmatdyt habe von der österreichischen Hilfe profitiert. „Wir werden unsere Unterstützung fortsetzen und #StandWithUkraine“, betonte das Ministerium auf X.

„Unsere Teams beobachten zunehmend Angriffe auf die zivile und medizinische Infrastruktur durch die russischen Streitkräfte in der gesamten Ukraine, in den Städten und Dörfern an der Front und im Landesinneren“, sagte Christopher Stokes, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine.

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Ukraine greift mit Drohnen an

Die Ukraine greift nach russischen Angaben mehrere Regionen an der Grenze und weiter im Landesinneren mit Drohnen an. Zwei Umspannwerke und ein Öllager im südrussischen Wolgograd seien durch herabfallende Trümmer von Drohnen in Brand geraten, teilte der dortige Regionalgouverneur Andrej Botscharow auf Telegram mit. In der Region Rostow brach nach Angaben örtlicher Behörden in einem Umspannwerk einen Brand aus, der aber wieder gelöscht worden sei. In der Grenzregion Belgorod starb nach Angaben von Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow ein Mensch bei einem nächtlichen Angriff, zwei seien verletzt worden. Russische Luftabwehrsysteme hätten 38 Drohnen zerstört, darunter 21 über der Region Rostow und sieben über Kursk, erklärt das Verteidigungsministerium in Moskau. Beide Gebiete grenzen an die Ukraine.

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