USA
Kindesentführung nach 23 Jahren geklärt
31.07.2012
Eine Frau gab sich 23 Jahre lang fälschlich als leibliche Mutter aus.
Weil sie 1987 ein knapp drei Wochen altes Mädchen entführte und sich rund 23 Jahre lang als die Mutter ausgab, ist in New York eine Frau zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Richter Kevin Castel verhängte am Montag eine zwölfjährige Gefängnisstrafe gegen die heute 50-Jährige. In seiner Urteilsbegründung hob Castel hervor, die leiblichen Eltern von Carlina White hätten "einen wahren Albtraum" durchleben müssen.
Der Fall hatte Anfang 2011 weltweit für Schlagzeilen gesorgt, als Carlina White ihre leiblichen Eltern wiedertraf und die Entführerin festgenommen wurde. Ihre Eltern hatten sie 1987 im Alter von 19 Tagen wegen hohen Fiebers in ein Krankenhaus von Harlem gebracht. Sie übergaben das kranke Baby einer Frau, die sich als Krankenschwester ausgab. Die Frau, die drei Fehlgeburten erlitten und psychische Probleme hatte, verließ umgehend mit der kleinen Carlina im Arm die Säuglingsstation. Das Kind wurde nie mehr gesehen.
Carlina schöpfte erstmals Verdacht, als sie mit 16 Jahren selbst schwanger wurde und ihre vermeintliche Mutter vergeblich um ihre Geburtsurkunde bat. Das gleiche Problem stellte sich wieder, als Carlina ihren Führerschein machen und sich um einen Job bewerben wollte. Daraufhin rief die inzwischen erwachsene Frau das US-Zentrum für vermisste Kinder an. Mithilfe eines DNA-Tests konnten binnen weniger Tage Carlinas leibliche Eltern ausfindig gemacht werden. Carlina White gab später an, in ihrer Kindheit von ihrer drogenabhängigen Entführerin geschlagen worden zu sein.
Vor Gericht sagte die Verurteilte, ihre tue alles "zutiefst leid". Carlinas inzwischen getrennt lebende Eltern aber wollten der Frau die Entführung ihrer Tochter nicht verzeihen. "Ich bin in tausend Stücke zerbrochen", sagte die Mutter Joy White. Der Vater Carl Tyson sagte bei seiner Zeugenaussage zu der Angeklagten: "Sie haben mich 23 Jahre lang leiden lassen." Nach der Urteilsverkündung sagte er vor dem Gerichtsgebäude, er hätte sich eine 23-jährige Haftstrafe für die Kindesentführerin gewünscht.