Bundespräsidentschaft
Klarsfeld tritt gegen Gauck an
27.02.2012
Deutschlands Linke hat Nazi-Jägerin als Kandidatin nominiert.
Die Führung der deutschen Partei Die Linke hat die frühere Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld als ihre Kandidatin für die Wahl des Bundespräsidenten am 18. März nominiert. Sie tritt damit gegen den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck an. Der geschäftsführende Parteivorstand der Linken habe die 73-Jährige am Montag einstimmig nominiert, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Teilnehmerkreisen.
Klarsfeld wurde über die Grenzen Deutschlands bekannt, als sie den damaligen CDU-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968 auf einem Parteitag ohrfeigte und als Nazi beschimpfte. Die Journalistin wollte damit auf die Vergangenheit des Kanzlers in der NSDAP hinweisen. In ihrem Engagement, die nationalsozialistische Vergangenheit westdeutscher Politiker aufzudecken, geriet Klarsfeld nicht nur in diesem Fall mit der Justiz in Konflikt. Später bemühte sie sich mit ihrem Mann Serge Klarsfeld um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern wie den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie.
Die in Paris lebende 73-jährige Klarsfeld war bereits vor gut einer Woche als Gegenkandidatin für den Bewerber der anderen Parteien, Joachim Gauck, ins Gespräch gebracht worden. Sie ist allerdings nicht zuletzt wegen ihrer Solidarität mit Israel innerhalb der Linken umstritten. In Interviews machte sie bereits vor der Spitzenrunde klar, dass sie als Kandidatin nicht die Parteilinie der Linken vertreten wolle, die Nominierung aber als Ehre ansehe.
CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne haben sich auf Gauck als Präsidentenkandidaten geeinigt. Chancen hat eine Bewerberin der Linken bei der Wahl des neuen Staatsoberhaupts durch die Bundesversammlung nicht. Dem Gremium gehören die Bundestagsabgeordneten und die gleiche Anzahl an Ländervertretern an. Der frühere Chef der Stasi-Unterlagenbehörde Gauck ist für die Linkspartei unter anderem wegen kritischer Äußerungen zur Occupy-Bewegung und seiner Haltung zum Afghanistan-Krieg nicht tragbar. Trotzdem ist Gauck bei der Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung am 18. März eine breite Mehrheit sicher.
Die Führungsgremien der Linken hatten sich am Donnerstag vergangener Woche überraschend noch nicht auf einen Kandidaten festlegen wollen. Als mögliche alternative Kandidatin der Linken war zuletzt auch noch die Bundestagsabgeordnete Luc Jochimsen zur Verfügung gestanden. Der ebenfalls als möglicher Anwärter genannte Politologe Christoph Butterwegge hatte seine Bereitschaft am Sonntag zurückgezogen.