Koalition steht
Angie machts uns vor: Deutsche Regierung fix
27.11.2013Während in Wien noch heftig verhandelt wird, steht in Berlin die neue Regierung.
Sie strahlen in die Kameras, schütteln sich immer wieder die Hände und geben sich betont einig: 66 Tage nach der Bundestagswahl in Deutschland präsentierten gestern die Parteichefs von CDU, CSU und SPD den neuen Koalitionsvertrag in Berlin. SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel erklärte siegessicher: „Das ist ein Koalitionsvertrag für die kleinen Leute. Er macht das Leben der Menschen besser.“
23 Milliarden Mehrkosten in den nächsten 4 Jahren
Während in Österreich derzeit bei den Koalitionsverhandlungen heftig gestritten wird, gelang in Berlin nach einer 17-stündigen Marathonsitzung Dienstagnacht der Durchbruch. Kanzlerin Angela Merkel überzeugt: „2017 wird es den Menschen besser gehen.“
Insgesamt 23 Milliarden Euro an Mehrausgaben wird die künftige deutsche Regierung für Mindestlohn, Mütterrente und Co. ausgeben müssen. Am umstrittensten: die geplante Autobahnmaut.
Ab morgen werden die 470.000 SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen. Bei einem Ja wird Merkel am 17. Dezember wieder als Kanzlerin angelobt.
Mindestlohn und Mütterrente: Das steht im Regierungs-Abkommen
Kraftakt. Die wichtigsten Punkte des neuen Koalitionsvertrags:
- Maut: Bald müssen Ausländer auf deutschen Autobahnen zahlen (s. unten).
- Mindestlohn: In zwei Jahren wird ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro Std. eingeführt. Vorerst mit Ausnahmen.
- Rente: Wer 45 Jahre in die Rentenkassen eingezahlt hat, darf bereits mit 63 Jahren abschlagsfrei in Pension gehen. Und Mütter werden künftig höhere Renten bekommen.
- Doppelpass: Kinder ausländischer Eltern können in Zukunft mehrere Pässe besitzen.
(mud)
Streit um Abzocker-Vignette
Deutsche wollen uns zur Kasse bitten. Bereits 2014 soll es auf Deutschlands Autobahnen Vignettenpflicht für Pkws geben – das steht im brandneuen Koalitionspapier. Der Clou: Die Autobahnmaut soll nicht von den Deutschen selbst, sondern von den Ausländern – und damit auch von uns Österreichern – bezahlt werden. Konkret ist von einem „angemessenen Betrag“ die Rede, der „von nicht in Deutschland zugelassenen Pkws“ erhoben werden soll.
Dies widerspricht jedoch dem europäischen Gleichbehandlungsgrundsatz. EU-Abgeordnete Eva Lichtenberger dazu gestern irritiert: „Dann kann auch Österreich Studiengebühren für Ausländer einführen oder Italien Eintritt für Adriastrände verlangen.“ Regelrecht erbost zeigt sich auch Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ): „Ich werde nicht zulassen, dass Österreicher, etwa am Deutschen Eck, zur Kassa gebeten werden.“ Und überlegt rechtliche Schritte: „Sollte es hier keine EU-rechtskonforme Variante geben, gibt es österreichischen Widerstand.“
(hab)