Deutschland streitet
Kommen Intelligenztests für Zuwanderer?
28.06.2010
Die CDU/CSU prescht vor: Politiker fordern Intelligenztests für Zuwanderer. Die Opposition geht auf die Barrikaden.
Politiker von CDU und CSU haben neue Kriterien für die Einwanderungspolitik in Deutschland gefordert und dabei auch Intelligenztests für Zuwanderer befürwortet. Der innenpolitische Sprecher der Berliner CDU, Peter Trapp, sagte der "Bild"-Zeitung zufolge: "Wir müssen bei der Zuwanderung Kriterien festlegen, die unserem Staat wirklich nützen. Maßstab muss außer einer guten Berufsausbildung und fachlichen Qualifikation auch die Intelligenz sein. Ich bin für Intelligenztests bei Einwanderern." Diese Frage dürfe nicht länger tabuisiert werden. Die Regierung wies die Forderungen aus der Union scharf zurück.
Jetzt hagelt`s Kritik
"Zuwanderern pauschal Dummheit zu
unterstellen, ist eindeutig diskriminierend", sagte die
Integrationsbeauftragte der Regierung, Maria Böhmer, am Montag in Berlin.
"Statt zu spalten, sollten wir gemeinsam für ein gutes Miteinander werben."
Der Vorsitzende des Bundesausländerbeirats, Karamba Diaby, sagte, die Vorschläge seien ein "Sommerloch-Thema". Die Zuwanderung habe ohnehin schon abgenommen, sagte der promovierte Chemiker aus Halle, der selbst vor 25 Jahren aus dem Senegal zum Studium in die damalige DDR-Stadt gezogen war. "Wir brauchen keine negative Diskussion über Zuwanderung", meinte er. "Ich plädiere für eine Willkommenskultur. Wir stehen in einer Konkurrenz um die besten Köpfe dieser Welt, und es ist nicht so, dass die ganze Welt an unsere Tür anklopft."
Der Landesausländerbeirat in Hessen kritisierte den Vorschlag der Unionspolitiker als "brandgefährlich, weil damit Ausländern indirekt weniger Intelligenz unterstellt" werde. Damit sei er auch verfassungsrechtlich fragwürdig. Wer solche Vorschläge unterbreite, müsse sich allen Ernstes auf seine politische Zurechnungsfähigkeit untersuchen lassen, meinte der Vorsitzende Corrado Di Benedetto.
Beispiel Kanada
Neben Trapp sprach sich auch der Chef der
CSU-Europagruppe, Markus Ferber, für eine einheitliche europäische
Neuregelung der Zuwanderungspolitik aus und verwies in diesem Zusammenhang
auf das Beispiel Kanadas: "Kanada ist da viel weiter und verlangt von
Zuwandererkindern einen höheren Intelligenzquotienten als bei einheimischen
Kindern. Humane Gründe wie Familiennachzug können auf Dauer nicht das
einzige Kriterium für Zuwanderung sein." Die Botschaft Kanadas in Berlin
widersprach dieser Darstellung. Es gebe überhaupt keine Intelligenztests für
Einwanderer, sagte die Pressesprecherin Jennifer Broadbridge auf Anfrage der
Nachrichtenagentur DAPD.