US-Wahl

Kostet dieses skurrile Chips-Video Harris den Sieg?

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Katholiken in Swing State werfen Demokraten vor, die Heilige Kommunion zu verspotten  

Die TikTok-Influencerin Liz Plank kniet in dem kurzen Video vor der Gouverneurin von Michigan nieder, die eine Kamala-Harris-Kappe trägt. Gretchen Whitmer platziert ein Stück Doritos-Chips auf Planks Zunge und schaut in die Kamera. Was als kreative Werbung für den sogenannten CHIPS Act gedacht war - ein Gesetz zur Förderung der heimischen Halbleiterindustrie - verstanden konservative Katholiken im wichtigen Swing State als geschmacklose Parodie auf die Heilige Kommunion.

Der als PR-Gag gedachte Clip schlug wie ein Bumerang zurück und könnte Harris bei der Präsidentenwahl in drei Wochen wichtige Stimmen in dem Staat kosten. Vor allem bei praktizierenden Gläubigen, die die Ähnlichkeit der Szene im Video mit dem Empfang der Eucharistie als verstörend empfinden. Die mehr als 1,1 Millionen Katholiken machen etwa ein Viertel der Bevölkerung in dem Bundesstaat aus. Biden gewann die Präsidentschaftswahlen 2020 mit einem Vorsprung von 154.000 Stimmen, nachdem Michigan vier Jahre zuvor noch für Trump gestimmt hatte.

 

 

 

"Politischer Selbstmord" 

"Das Video ist nicht nur geschmacklos", sagte der Geschäftsführer der Michigan Catholic Conference, Paul Long, "sondern ein allzu vertrautes Beispiel dafür, wie ein gewählter Amtsträger religiöse Menschen und ihre Praktiken verspottet".

Der bereits in der Vergangenheit über Abtreibung und andere kontroverse Themen mit Whitmer aneinandergeratene katholische Laienführer von Michigan meint, der Vorfall zeige die mangelnde Sensibilität gegenüber religiösen Empfindungen. Zumal die Eucharistie eine tiefe spirituelle Bedeutung für Katholiken habe. "Wir glauben, dass sich die für das Sakrament der Kommunion verwendeten Hostien buchstäblich in den Leib des gekreuzigten Jesus Christus verwandeln."

Whitmer entschuldigte sich umgehend für den unbeabsichtigten Fehltritt, der sie nun als "Chip-Gate" verfolgt. "Ich würde nie etwas tun, um jemandes Glauben herabzuwürdigen", sagte die Gouverneurin dem Fernsehsender WJBK in einer Stellungnahme. Sie habe sich die Zeit genommen, mit der Michigan Catholic Conference zu sprechen. Und habe erklärt, dass die Aktion als Werbung für den CHIPS Act gedacht war. Leider sei das Video als etwas interpretiert worden, was es nie sein sollte. "Dafür entschuldige ich mich."

Trump-Team nutzt Video

Long bestätigte das Gespräch und die Entschuldigung der Gouverneurin, bleibt aber bei seiner Kritik. "Ob es nun Absicht war, Katholiken und die Eucharistie zu beleidigen oder nicht - es hatte eine verletzende Wirkung."

Die von Unterstützern Donald Trumps gegründete Organisation "CatholicVote" verurteilte das Video und warf Whitmer eine antikatholische Haltung vor. In einem Beitrag auf der Plattform X heißt es, der Clip könne kaum auf andere Art interpretiert werden "als eine Verspottung von Katholiken und des Sakraments der Heiligen Kommunion".

Der Präsident der Organisation Catholic League, Bill Donohue, schlug in dieselbe Kerbe. Whitmer habe die Heilige Kommunion verhöhnt. "Es gibt keinen Spielraum für sie, das Offensichtliche zu leugnen", so der prominente Traditionalist, der Trump unterstützt. "Was Whitmer getan hat, ist politischer Selbstmord."

Ein Sprecher Whitmers räumte ein, dass die Reaktion auf das Video unerwartet heftig ausfiel. Die Gouverneurin habe einen populären Trend auf TikTok aufgegriffen, bei dem Menschen sich gegenseitig mit etwas füttern. Dies sei Teil der Popkultur und nicht als Verhöhnung religiöser Praktiken gedacht gewesen.

Für Kamala Harris bedeutet "Chip-Gate" ein zusätzliches Problem in dem Swing State, in dem Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump zeigen. Die Demokratin hat auch Schwierigkeiten mit der muslimischen Gemeinschaft, die in dem Bundesstaat stark vertreten ist. In Michigan leben rund eine Viertelmillion Muslime, von denen viele arabischer Abstammung sind. Aus Protest gegen die Gaza-Politik der US-Regierung wollen viele die Grünen-Kandidatin Jill Stein wählen oder bei den Wahlen zu Hause bleiben.

(Von Bernd Tenhage/Kathpress)

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