Das Assad-Regime setzt gegen das eigene Volk jetzt auf Kriegsschiffe.
Im Krieg gegen seine eigenen Bürger setzt das Regime des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad nun sogar Kriegsschiffe ein. Am zweiten Tag der Offensive gegen die Mittelmeer-Stadt Latakia feuerten Marine-Haubitzen, Mörser und Panzer am Sonntag ihre tödlichen Geschoße auf die südliche Vorstadt Al-Ramle (Al-Ramleh) ab, eine Hochburg der örtlichen Opposition. Mindestens 23 Menschen kamen in dem gezielten Beschuss von Wohnvierteln ums Leben, berichteten syrische Exil-Aktivisten.
Offensive
Rund 20 Panzer und Panzerspähwagen waren zuvor unter heftigem Gewehrfeuer in Al-Ramle vorgerückt. Die Offensive gegen Latakia hatte am Samstag begonnen. In anderen Landesteilen gingen schon früher begonnene Militärkampagnen gegen besonders oppositionell eingestellte Städte weiter.
Der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge drang die Armee in der Nacht auf Sonntag in zwei Vororte der Hauptstadt Damaskus ein und nahm dort zahlreiche Menschen fest. Ein Konvoi aus fünfzehn Militärlastwagen, acht Truppentransportern und vier Jeeps sei in die Vororte Sakba und Hamurija einrückt. Auch dort seien Schüsse zu hören gewesen, hieß es. In Sakba seien außerdem die Telefonverbindungen gekappt worden.
Raketenwerfer
Im Stadtviertel Al-Sakenturi seien Raketenwerfer eingesetzt worden, auch im Viertel Saliba seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen. Unter den Opfern waren neben Syrern den Angaben zufolge auch Palästinenser; in Al-Ramle befindet sich ein palästinensisches Flüchtlingslager.
An der Grenze zum Libanon drang die Armee einem örtlichen Aktivisten zufolge am Samstag mit Panzern in ein Dorf in der Nähe der Stadt Homs ein. Daraufhin seien zahlreiche Einwohner der Ortschaft in Richtung der Grenze geflohen. Eine lange Kolonne von Militärlastwagen und anderen Fahrzeugen fuhr in die Ortschaft Al-Kusair nahe der libanesischen Grenze ein.
In Deir al-Zor im Nordosten des Landes gingen Sicherheitskräfte mit Razzien gegen Oppositionelle vor, teilten syrische Aktivisten mit. Insgesamt waren am Samstag nach Angaben von Aktivisten elf Menschen getötet worden.
Proteste gehen weiter
Die militärische Gewalt des Regimes bringt jedoch die Bürger nicht zum Schweigen. Im Fastenmonat Ramadan versammeln sie sich vor allem nach dem abendlichen Fastenbrechen zu neuen Kundgebungen, die den Zorn des Regimes erregen. Videos, die von Aktivisten am Sonntag ins Internet gestellt wurden, zeigten machtvolle Demonstrationen, zu denen es am Vorabend in den Vorstädten von Damaskus, in Deir al-Zor und in Daraa gekommen war.
Die syrische Armee geht seit Mitte März gewaltsam gegen regierungskritische Proteste im Land vor. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten kamen seither etwa 1.800 Zivilisten und rund 400 Sicherheitskräfte ums Leben.
Beratungen
US-Präsident Barack Obama erörterte am Samstag mit dem britischen Regierungschef David Cameron und dem saudischen König Abdullah die Lage in Syrien am Telefon. Nach Angaben des Weißen Hauses bekräftigten alle drei Politiker, dass die Gewaltanwendung gegen Zivilisten sofort eingestellt werden müsse. Obama habe mit Cameron und Abdullah enge Konsultationen über das weitere Vorgehen gegen die syrische Führung vereinbart.