Diktator schickte 3 Privatjets: Nach Brüssel, Portugal, Kairo.
Das liefert Stoff für einen erstklassigen Krimi: Privatjets von Libyens Muammar Gaddafi auf dem Weg nach Europa. Gestern ab Mittag überschlugen sich die Ereignisse. Drei Privatmaschinen des Diktators waren vom Flughafen Tripolis gestartet und nach Europa unterwegs. Ziel: zunächst unbekannt.
Gerüchte über Gaddafi-Jet nach Wien unbestätigt
Dann stellte sich heraus: Im ersten Jet, der unerlaubt zehn Minuten über griechischem Territorium kreiste und schließlich in Kairo landete, saß ein Offizier der libyschen Armee, Generalmajor Abdul al Sawi, der eine Gaddafi-Nachricht an das ägyptische Militär überbringen sollte.
Dann meldete die britische BBC: Ein Privatjet sei auch nach Wien unterwegs. Aber: Bis Abend landete keine Maschine in Wien, eine offizielle Anfrage für eine Sondergenehmigung (ist wegen der EU-Sanktionen für einen Flug über Europa nötig) lag nicht vor.
Die beiden anderen Gaddafi-Flieger landeten – via Kurzstopp in Malta – in Brüssel und in Lissabon. Offenbar hatten die Flieger eine Sonderlandegenehmigung erhalten für diese Geheimmissionen: Italiens Außenminister Franco Frattini bestätigte, dass Gaddafi-Gesandte "zu Verhandlungen mit EU und NATO in Brüssel" seien.
In Brüssel steht ein Termin mit Brisanz an: Morgen, Freitag, tagen die EU-Regierungschefs (inklusive Kanzler Faymann) in der belgischen Hauptstadt.
Zudem berät die NATO über eine mögliche Flugverbotszone für Libyen.
In Portugal sollen die Libyer mit Portugals Außenminister Luis Amado zusammentreffen. Heikle Geheimverhandlungen, nachdem die Lage in Libyen weiter eskaliert. Gaddafis Truppen halten die Rebellen unter Dauerfeuer.
Schon in der Nacht auf Mittwoch hatte Gaddafi – nachdem er zuvor die Weltpresse stundenlang vergeblich auf eine Pressekonferenz warten hatte lassen – in seiner TV-Rede die EU zum Besuch in Libyen eingeladen und der Welt mit Terror gedroht (siehe unten).
Heftige Kämpfe um Rebellenstädte, viele Tote
Währenddessen geht Gaddafi im eigenen Land mit großer Brutalität vor. Im Osten gab es wie bereits gestern schwere Kämpfe um die Erdölregion Ras Lanuf. Die Gaddafi-Truppen setzten die Luftwaffe und schwere Artillerie ein. Die Aufständischen meldeten mehrere Tote.
Den schwersten Verlust erlitten die Rebellen aber in der Stadt Sawija in der Nähe von Tripolis. Gestern Abend gelang es den Gaddafi-Truppen nach heftigen Gefechten, die strategisch wichtige Stadt wieder einzunehmen. Bei den Kämpfen hatte es viele Opfer gegeben. Am Abend starteten die Rebellen noch einmal einen Gegenangriff.
Gaddafi: "Bin Laden wird mein Freund"
Über die Lage in Libyen: Die Übergangsregierung ist eine Bande von Verrätern. Das, was geschehen ist, wurde vom Terror-Netz der Al-Kaida organisiert. Ein verlängerter Arm der Al-Kaida in Libyen ist dafür verantwortlich.
Über Osama bin Laden:
Wenn Al-Kaida nicht länger ein gemeinsamer Feind ist, dann werden wir morgen Osama bin Laden treffen und eine Vereinbarung mit ihm treffen. Er wird unser Freund werden. Wenn Al-Kaida es schafft, Libyen an sich zu reißen, dann wird die gesamte Region bis nach Israel eine Beute des Chaos.
Über den Westen:
Die USA, Frankreich und Großbritannien haben sich gegen Libyen verschworen, um die Öl-Felder unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Westen erniedrigt das libysche Volk und macht es zu Sklaven.
Über seine Macht:
Die Probleme in Libyen können nicht mit Waffengewalt gelöst werden. Wenn ich an der Macht bleibe, werde ich der Stadtverwaltung mehr Macht geben und eine gemeinsame Kommission aus Regierung und Opposition gründen, um alles zu lösen.
Über ausländische Söldner:
Sie kommen aus dem Grenzgebiet, aus Algerien oder dem Tschad, und sind halbe libysche Staatsbürger. Man kann sie deshalb nicht als Ausländer sehen.