Drei Tote
Lage in Bangkok spitzt sich immer mehr zu
22.04.2010
Militär ist kurzfristig direkt an Barrikaden der Regierungsgegner vorgerückt.
Die Lage in der thailändischen Hauptstadt Bangkok hat sich am Freitag in der Früh erneut zugespitzt. Hunderte Sicherheitskräfte waren vor einer Barrikade, die Regierungsgegner in einem Geschäftsviertel errichteten hatten, aufmarschiert und hatten deren Abbau gefordert. Nachdem sich die Aufständischen geweigert hatten, war eine gewalttätige Konfrontation befürchtet worden. Die Parteien gingen jedoch wieder auf Abstand, berichtete das thailändische Fernsehen.
3 Tote, 75 Verletzte
Bereits am Donnerstagabend waren in Bangkok
bei mehreren Explosionen insgesamt drei Menschen getötet und 75 verletzt
worden, bestätigte der stellvertretende Ministerpräsident Suthep Thaugsuban
am Freitag in der Früh. Unter den Verletzten befinden sich zumindest vier
Ausländer. Laut australischen Medienberichten ist ein Australier betroffen.
Zumindest drei Granaten waren an einer Station der Hochbahn, die durch die
Innenstadt führt, detoniert, mehrere weitere in der unmittelbaren Umgebung.
Wer die Granaten abgefeuert hatte, war vorerst unklar. Die oppositionellen Rothemden machten Provokateure verantwortlich, die danach streben, die Situation außer Kontrolle geraten zu lassen, um einen Militäreinsatz heraufzubeschwören. Die Regierung schiebt die Schuld auf "Terroristen" unter den Rothemden. Mit ähnlichen Granaten war bereits vor zwei Wochen auf Soldaten geschossen worden, die Demonstrationen aufzulösen versucht hatten. Bei den Straßenschlachten starben neben fünf Soldaten auch 20 Zivilisten.
Rothemden verbarrikatiert
Die Rothemden verbarrikadierten sich
weiter in ihrer Zeltstadt mitten im Bankenviertel in der Innenstadt von
Bangkok. Sie haben um sich herum Barrieren aus Autoreifen und Zäune aus
angespitzen Bambus-Stöcken gebaut. Die Rothemden protestieren seit sechs
Wochen für Neuwahlen. Sie verlangen den Rücktritt von Ministerpräsident
Abhisit Vejjajiva. Diesem werfen sie vor, eine Marionette der
Führungsschicht des Landes zu sein.
Abhisit hatte noch in der Nacht nach den Anschlägen eine Dringlichkeitssitzung seines Krisenstabes einberufen. Davor hatte unter anderen die UNO die Konfliktparteien zur Mäßigung aufgerufen. "Wir appellieren an die Demonstranten wie an die thailändischen Behörden, Gewalt und Todesopfer zu vermeiden", sagte UN-Sprecher Martin Nesirky. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sei "sehr besorgt" und befürchte eine Verschlimmerung der Lage.
Gegendemonstranten
In der Nähe der Rothemden hatte sich am Abend
auch eine Gruppe von Gegendemonstranten versammelt. Hotels und Geschäfte in
dem etwa drei Quadratkilometer großen Gebiet, das von den Regierungsgegnern
besetzt gehalten wird, beklagen wegen der andauernden Proteste bereits
Einnahmeverluste in zweistelliger Millionenhöhe. Unter Bewohnern wächst der
Widerstand gegen die Rothemden. Für den (heutigen) Freitag planen deren
Gegner eine Großkundgebung.