Horror-Szenen in Türkei
Türkische Regierung: Lage unter Kontrolle
16.07.2016
Ministerpräsident Yildirim: Wir haben die Lage unter Kontrolle.
Nach dem Putschversuch des Militärs ist die Situation in der Türkei nach Angaben von Ministerpräsident Binali Yildirim wieder "weitgehend unter Kontrolle". Yildirim sprach in der Nacht auf Samstag im Nachrichtensender NTV von einem "idiotischen" Versuch, der "zum Scheitern verurteilt" gewesen sei.
Während in Ankara offenbar noch das Parlament bombardiert wurde, verkündete auch der türkische Geheimdienst bereits eine "Rückkehr zur Normalität". Der Putschversuch sei "abgewendet". Das türkische Präsidialamt trat unterdessen Spekulationen entgegen, wonach Präsident Recep Tayyip Erdogan das Land verlassen habe und sich um Asyl in Europa bemühe. "Der Präsident ist an einem sicheren Ort", hieß es aus dem Präsidialamt. "Er ist in der Türkei." Auch der Staatssender TRT nahm in der Nacht seinen Betrieb wieder auf.
Schwere Explosion in Istanbul
Istanbul wurde indes um etwa 01.40 MESZ von einer schweren Explosion erschüttert. Der Hintergrund war zunächst unklar. Auch Stunden nach Beginn des Putschversuches waren in der Millionenmetropole noch Schüsse zu hören. Hubschrauber mit Suchscheinwerfern und ausgeschalteten Positionslichtern flogen im Tiefflug über die Stadt. Soldaten hatten zuvor das Feuer auf Menschen eröffnet, die zu Fuß über die Bosporus-Brücke gehen wollten. In Ankara seien 17 Polizisten bei Gefechten mit der Armee getötet worden.
In Istanbul wurden vier Soldaten - darunter ein Offizier - beim Versuch, das Gebäude des staatlichen Senders TRT einzunehmen, von Bürgern und Polizisten "neutralisiert". Zuvor meldeten Medien den Abschuss eines Putschisten-Helikopter durch Kampfflugzeuge in Ankara.
Unterstützung von Obama
Erdogan erhielt unterdessen die Unterstützung von US-Präsident Barack Obama. Der Präsident rief alle Parteien auf, sich hinter die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu stellen, wie das Weiße Haus am Freitag (Ortszeit) erklärte. Zuvor hatte auch EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini zu "Zurückhaltung und Respekt für demokratische Institutionen" aufgerufen. Ähnlich äußerte sich NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Der Sprecher der deutschen Bundesregierung, Steffen Seibert, teilte mit: "Die demokratische Ordnung in der Türkei muss respektiert werden." EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn twitterte: "Demokratie, Friede und zivile Herrschaft müssen sich durchsetzen."
Eine dem Erdogan-Widersacher Fethullah Gülen nahestehende Gruppe mit Sitz in den USA nennt Anschuldigungen, sie sei in den Putschversuch in der Türkei involviert, "hochgradig unverantworlich". In einem Interview des Senders CNN Türk machte Erdogan die Anhänger des in den USA lebenden Predigers Gülen für den Putschversuch verantwortlich.