"Schande"-Rufe und Proteste am Parteitag in Cleveland zeigen die Zerrissenheit. Der Grund: Donald Trump.
Lautstarke Auseinandersetzungen statt Geschlossenheit: Zu Beginn des Parteitags der US-Republikaner ist vorübergehend heftiger Streit um die geplante Nominierung des Immobilienmilliardärs Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten ausgebrochen. Rund eine halbe Stunde lang lieferten sich Gegner und Anhänger Trumps am Montag in Cleveland im Bundesstaat Ohio ein Gefecht mit Sprechchören.
Trump war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht anwesend. Der 70-Jährige wollte am späten Montagabend (Ortszeit) zum Parteitag eintreffen, um seine Frau Melania als Rednerin einzuführen. Das aus Slowenien stammende Ex-Model war als Hauptrednerin des ersten Versammlungstages vorgesehen.
Vor der Ankunft des rechtspopulistischen Immobilienmoguls spielten sich in der Quicken-Loans-Basketballarena dramatische Szenen ab, wie sie der designierte Kandidat und die Parteiführung unbedingt hatten vermeiden wollen. Die lautstarken Auseinandersetzungen offenbarten die ganze Zerrissenheit der Partei über die Figur des Kandidaten.
Klarer Sieg für Trump in den Vorwahlen
Bei dem Streit ging es konkret um die Regel, die die große Mehrheit der 2.472 Delegierten beim Votum über den Kandidaten an die Ergebnisse der Vorwahlen bindet. Die Vorwahlen hatte der Quereinsteiger aus der Geschäftswelt mit klarer Mehrheit gewonnen.
Die Trump-Gegner wollten erreichen, dass alle Delegierten frei über den Kandidaten abstimmen dürfen. Ihre Hoffnungen, eine solche Änderung der Regularien durchzusetzen und den Immobilienmogul dann auch noch am Erreichen der erforderlichen absoluten Mehrheit zu hindern, waren allerdings von vornherein wenig realistisch.
Die Trump-Gegner reklamierten allerdings, sie hätten genügend Unterschriften beisammen, um eine Abstimmung über die Nominierungsregularien mit Durchzählung aller Delegierten zu erreichen. Dennoch ließ die Parteitagsleitung nur per Akklamation darüber abstimmen und verkündete dann, die Regeln seien in der bestehenden Form von der Versammlung gebilligt worden.
Lautstarker Protest
Daraufhin brachen Hunderte Trump-Gegner in lautstarken Protest aus. "Schande, Schande"-Rufe ertönten, einige Delegierte verließen die Halle. Anhänger des Immobilienmilliardärs konterten mit den Rufen "Trump, Trump".
Schließlich ließ Versammlungsleiter Steve Womack nochmals per Akklamation über die Nominierungsregeln abstimmen. Erneut wurde hinterher verkündet, dass die Mehrheit der Delegierten die Regeln akzeptiert habe. Womack erklärte ferner, dass die Antragsteller nicht genügend Unterschriften beisammen hätten, um eine formelle durchgezählte Abstimmung zu erzwingen, da die Delegationen dreier Staaten ihre Unterstützung widerrufen hätten.
Die Trump-Gegner schienen danach zu resignieren. Der frühere Senator Gordon Humphrey, einer der Initiatoren des Vorstoßes, sagte, er sei über den fehlenden Rückhalt für seine Gruppe "nicht überrascht, aber empört".
Parteigrößen bleiben dem Konvent fern
Trump soll am Dienstag vom Parteitag formell in das Rennen gegen die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Ex-Außenministerin Hillary Clinton, geschickt werden. Am Donnerstag soll der Immobilienmogul dann zum Abschluss der Versammlung seine Kandidatenrede halten.
Das in Teilen der Partei weiterhin verbreitete Unbehagen über Trump spiegelt sich auch im Fehlen zahlreicher Parteigranden in Cleveland wider. So glänzen etwa die früheren Präsidenten George Bush und George W. Bush und auch die vormaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und John McCain durch Abwesenheit.