In Syrien sind am Montag wieder mindestens 128 Menschen getötet worden.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat bei seinem Syrien-Besuch Verständnis für das Vorgehen von Präsident Bashar al-Assad in dem blutigen Konflikt mit der Opposition bekundet. "Jeder Führer in jedem Land sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein", sagte Lawrow zu Beginn des Treffens mit Assad am Dienstag nahe der Hauptstadt Damaskus. "Sie sind sich Ihrer (Verantwortung) bewusst", ergänzte Lawrow nach Angaben der russischen Agentur Interfax. "Es ist in unserem Interesse, dass die arabischen Völker in Frieden und Harmonie leben", unterstrich der russische Außenminister, der mit zahlreichen Pro-Russland-Kundgebungen empfangen wurde.
Lawrow hatte dem Westen am Vortag "Hysterie" in dem Bestreben, einen Machtwechsel in Syrien zu erreichen, vorgeworfen. Der russische Ex-Premier und ehemalige Außenminister Jewgeni Primakow kritisierte die "Kurzsichtigkeit" des Westens, der in Kauf nehme, dass die gesamte Region völlig außer Kontrolle geraten könnte. "Die USA und ihre Verbündeten bei der NATO wollen die Situation des 'Arabischen Frühlings' ausnutzen, um sich noch eines unliebsamen arabischen Regimes zu entledigen", betonte Primakow. Es liege auf der Hand, dass Syrien wegen seiner Nähe zum Iran "geopfert" werden solle, um die wegen ihres Atomprogramms angefeindete Führung in Teheran weiter zu isolieren.
128 Tote
Vor der Ankunft Lawrows haben die syrischen Streitkräfte am Dienstag ihre Angriffe auf Wohnviertel der Stadt Homs fortgesetzt. Der TV-Nachrichtensender Al-Arabiya strahlte am Morgen Live-Aufnahmen aus der Hochburg der Gegner von Präsident Bashar al-Assad aus, auf denen deutlich der Einschlag von Granaten zu hören war. Die sogenannten Revolutionskomitees berichteten, seit Montagmorgen seien landesweit 128 Menschen getötet worden, davon alleine 95 in Homs.
Die staatliche Nachrichtenagentur SANA meldete, die Sicherheitskräfte verfolgten in Homs "bewaffnete Terrorgruppen". Am Montag hätten sie "Dutzende Terroristen" getötet. Sechs Angehörige der Sicherheitskräfte seien bei Gefechten getötet worden. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte am Montag erklärt, er sei entsetzt über die Gewalt in Homs. Seit dem Beginn der anfangs noch friedlichen Proteste März 2011 sollen in Syrien rund 6000 Menschen ums Leben gekommen sein. Viele von ihnen starben nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen durch Folter.