Schock in den Niederlanden

Leben im Keller: Wie sich die Gruppe versorgte

15.10.2019

Keinen Kontakt zur Außenwelt: Sechs Menschen gelangten nach zehn Jahren wieder ans Tageslicht. Ein gebürtiger Wiener wurde in dem niederländischen Dorf festgenommen.

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Ein 58-jähriger Österreicher hat mehrere Jahre hindurch mit einer Gruppe junger Menschen in den Niederlanden in einem Keller gelebt. Der Sprecher des Außenministeriums in Wien, Peter Guschelbauer, bestätigte am Dienstagabend entsprechende Berichte in niederländischen Medien unter Berufung auf die örtlichen Behörden. Demnach handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen gebürtigen Wiener.

 


Den Fall hatte ein 25-jähriger Mann ins Rollen gebracht, der in einem Dorfgasthaus in der östlichen Provinz Drenthe aufgetaucht war. Der Wirt schilderte, der 25-Jährige sei total verwirrt gewesen. "Er sagte, dass er weggelaufen war und Hilfe brauchte." Der 25-Jährige habe auch geschildert, dass er neun Jahre lang nicht draußen gewesen sei. Daraufhin hatte der Gastwirt die Polizei eingeschaltet.

Untersuchungen am Laufen

Über die genauen Lebensumstände und den Gesundheitszustand der Gruppe wollte die Polizei vorerst keine Angaben machen. Die Untersuchungen seien noch in vollem Gange. "Alle Szenarien sind noch offen", sagte eine Sprecherin. Der 58-Jährige sei festgenommen worden, "weil er nicht an unserer Untersuchung mitarbeitete".

So sorgten sie für ihr Überleben

Der Hof liegt versteckt hinter Bäumen und etwa 200 Meter vom Rande des Dorfes entfernt. Dazu gehören nach Aussagen von Reportern ein großer Gemüsegarten und eine Ziege. Dadurch hatten sie Milch und Nahrung. Auch das gesammelte Wasser habe sie die Zeit im Keller überleben lassen.

Bewegungsmelder und Kameras am Grundstück sollten dafür sorgen, dass das geheime Kellerleben der Gruppe nicht auffällt. Und tatsächlich zeigte es Wirkung. Denn die Dorfgemeinde wusste nichts von jenen sechs Menschen, die in dem Anwesen wohnten. Es war im Ort immer nur Josef B., oder wie sie ihn nannten, "Josef, der Österreicher", bekannt.

Anrainern war er verdächtig

Sein Verhalten machte die Nachbarn aber zunehmend stutzig. Er war ein Einsiedler und ziemlich bissig, wie es heißt. Das Tor zum Anwesen, das gemietet war, war immer verschlossen. Habe man sich genähert, sei er schnell schroff geworden und habe gesagt, man solle verschwinden, erzählen Anrainer.

Ein Nachbar erzählt sogar, dass ihm Josef B. sehr suspekt war und er am Grundstück nachschauen wollte. Als er gemeinsam mit einem Bekannten das Areal betrat, bemerkte er sofort Kameras in den Bäumen. Daraufhin ergriffen sie schnell die Flucht, erzählte der Mann niederländischen Medien.

Treppe hinter Kasten entdeckt

Wie es weiter heißt, habe die Polizei hinter einem Kasten im Wohnzimmer eine Treppe entdeckt, die in den Keller führte. Dort hätten der Mann und die jungen Leute gehaust.
 

Erinnerungen an Fall Fritzl

Der Fall weckt - obwohl gänzlich anders gelagert - entfernt Erinnerungen an Josef Fritzl, der im Jahr 2008 aufgeflogen war. Der Amstettner hatte 24 Jahre lang seine Tochter in einen Keller gesperrt und mit ihr sieben Kinder gezeugt. Josef Fritzl wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt.

 

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