Experten raten:

Lehrer sollen auf Fachwörter verzichten - damit Flüchtlinge sie verstehen

03.05.2016

Um Flüchtlinge besser integrieren zu können, schlagen Experten einen Masterplan vor.

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© Jacqueline Kacetl (wienweb)
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In einem Gutachten des Aktionsrates Bildung schrieben Bildungswissenschaftler, dass die Integration durch Bildung mit Abstand die wichtigste Maßnahme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sei. Laut einem Bericht der "Welt" sei die enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Kommunen und allen Bildungseinrichtungen aus diesem Grund unumgänglich.

Die Gruppe jener Flüchtlinge, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Deutschland leben und arbeiten dürfen, solle deshalb von Beginn an Zugang zu Sprachkursen, Vorbereitungsklassen oder Kindertagesstätten erhalten.

Standards senken
Darüber hinaus fordern die Experten laut dem "Focus" eine gezielte Öffnung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes. Damit einhergehend sollten auch die Standards für Flüchtlinge in der Berufsausbildung gesenkt werden.

"Theorieentlastete zweijährige Ausbildungsberufe" und Teilqualifizierungen seien für die Bildungsexperten rund um den Hamburger Unipräsidenten Dieter Lenzen die beste Möglichkeit, um jungen Flüchtlingen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Auch Migrantenkinder sollen durch diese Maßnahmen profitieren, denn ganze 38 Prozent der Migrantenkinder in Deutschland können keinen Berufsabschluss vorweisen. Im Gegensatz dazu sind es bei den Deutschen nur 14 Prozent.

Änderungen im Unterricht
Auch im Schulunterricht sollen nach der Meinung des Aktionsrats Änderungen vorgenommen werden. Um es Ausländern zu ermöglichen, ein Studium abzuschließen und dadurch schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden zu können, fordern die Experten eine Berufsschulpflicht von 16. bis zum 21. Lebensjahr.

In dem Gutachten wurde darüber hinaus auch festgestellt, dass Kinder aus Einwandererfamilien unabhängig von der Flüchtlingskrise schlechter in der Schule sind als deutsche Kinder. Schüler ausländischer Herkunft hätten "in allen Teilbereichen erhebliche Rückstände".

Gezielte Maßnahmen
Um Schüler mit Migrationshintergrund in etwa zum Sprechen anzuregen, schlagen die Bildungswissenschaftler vor, im Unterricht mehr Gruppenarbeiten einfließen zu lassen. Auch den Gebrauch von Fachbegriffen sollten die Lehrer einschränken, da ausländische Kinder sonst Probleme damit hätten, dem Unterricht zu folgen.

Auch für Ganztagsschulen setzen sich die Experten ein, da Schüler nichtdeutscher Herkunft dadurch nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur besser lernen würden.

Gleichmäßige Verteilung
Da Untersuchungen gezeigt hätten, dass die Qualität des Unterrichts drastisch nachlasse, wenn mehr als 40 Prozent der Schüler die deutsche Sprache nicht beherrschten, müsse eine gleichmäßige Verteilung von Migranten und Flüchtlingen stattfinden.

Außerdem würde eine Kindergartenpflicht beim Erlernen der deutschen Sprache helfen. Die Experten sind sich laut der "Welt" darüber hinaus einig, dass bei den Eltern intensiv dafür geworben werden sollte, ihre Kinder frühzeitig in die Kita zu geben.

Ein großes Problem gebe es allerdings trotzdem, vor allem in sozialen Brennpunkten: Wenn ausländische Kinder auch in den Einrichtungen weitgehend unter sich bleiben, fehle es ihnen an genügend Gelegenheiten, um Deutsch zu sprechen.

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