Schrecklicher Verdacht

Systematische Exekutionen von Schwarzen?

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Die libysche Übergangsregierung schweigt zu den Vorwürfen.

Die Stadt Tawergha, 50 Kilometer von Misrata entfernt (dort wurde Muammar Gaddafi gefunden und getötet), ist mittlerweile eine Geisterstadt: Die Häuser sind teils durch Bomben zerstört, teils mutwillig niedergebrannt worden und geplündert. Die Brigaden von Misrata haben die Bewohner der einst Gaddafi-Loyalen Stadt vertrieben – und nicht nur das:

Etliche Männer wurden hingerichtet – das wurde auch in einem UNO-Report festgehalten und scharf kritisiert.

Die „Tawerghas“ sind schwarze Einwanderer aus anderen afrikanischen Staaten. Ihnen wird von den Misrathis im Kollektiv vorgeworfen „unsere Frauen vergewaltigt zu haben“. Sie seien „Gaddafi-Söldner gewesen“, lautet der zweite Vorwurf. Sie sind das Feindbild Nummer eins im heutigen Libyen.

Die Jagd nach den Schwarzen in Libyen dürfte denn auch längst nicht vorbei sein. BBC zitierte Augenzeugen, wonach „Tawergha Männer plötzlich verschleppt werden und nie wieder auftauchen“. Ein Zeuge aus Tripolis berichtet OE24 ebenfalls Schauderhaftes: „Wo immer Misratha Milizen und ihre Helfer Tawerghas aufspüren, schnappen sie sie und exekutieren sie dann.“ Angeblich gäbe es einen „speziellen Platz“ in der Nähe von Misratha, in der diese mutmaßlichen Gräueltaten sukzessive fortgesetzt würden. Sie würden dann in der Wüste begraben, um die „Spuren der Verbrechen zu vernichten“.

Die Frauen und Kinder aus Tawergha wurden indes in Lagern in Tripolis und Benghazi untergebracht. Sie wollen zurück in ihre Stadt. Doch Misratha sagt: „Ihr dürft nie wieder zurück.“. Besorgte Libyer, die sich vor Ort in Misratha umschauen wollen, wird das verweigert. „Sie behaupten dann sofort, dass wir eine Fünfte Kolonne Gaddafis seien“.

Die Übergangsregierung schweigt zu den Vorwürfen. Vielleicht auch deshalb, weil sie derzeit auch machtlos gegen die unzähligen bewaffneten Brigaden in Libyen sind. Nacht für Nacht kommt es in Tripolis und Umgebung denn auch zu Schießereien. Samstagnacht musste gar der internationale Flughafen aufgrund von schweren Kämpfen geschlossen werden. Der „Generalstaatsanwalt“ aus Tripolis will zurücktreten, weil ihn bewaffnete Gangs am Freitag aus dem Auto gezerrt hatten und die Freilassung von „Kameraden“ gefordert hatten.

Die Brigaden von Zentan – jener Stadt, in der Saif Al-Islam Gaddafi angeblich in Haft ist – weigern sich daher Tripolis zu verlassen: „Niemand würde dann für Sicherheit sorgen“. Daher wollen sie den Sohn des getöteten Diktators auch nach wie vor nicht an die Behörden in Tripolis übergeben.

In Benghazi – in jener Stadt im Osten, in der der Aufstand gegen Gaddafi begonnen hatte – gingen zehntausende Menschen gegen die Übergangsregierung und das NTC (das nationale Übergangs-Komitee ) demonstrieren. Auch in Tripolis wurde vor dem Hotel Rixos – dort wohnen mehrere NTC-Politiker – protestiert. Denn der Präsident des Übergangrates, Jalil, hatte gestern deklariert: „Die ökonomische Hauptsstadt Libyens wird Benghazi“.

Es „herrscht nur noch Chaos“, berichten viele besorgte Libyer. Und in diesem Chaos gehen die mutmaßlichen Gräueltaten an den Tawerghas unter…

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