Der Ärger um den Gaddafi-Sohn Hannibal hat sich zu einer fetten diplomatischen Krise ausgewachsen.
Libyen verhängt ein totales Wirtschaftsembargo gegen die Schweiz. Der nordafrikanische Staat begründet den Schritt mit der diplomatischen Krise zwischen den beiden Staaten.
"Ungläubig" und "abtrünnig"
Zuletzt
hatte der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi zum Heiligen Krieg ("Jihad")
gegen die Schweiz aufgerufen. Der Revolutionsführer bezeichnete die Schweiz
wegen des im November beschlossenen Minarett-Verbots als "ungläubig"
und "abtrünnig".
Alles nur wegen Hannibal
Die Beziehungen zwischen den beiden
Ländern sind seit fast zwei Jahren angespannt: Die Polizei in Genf hatte
2008 Hannibal al-Gaddafi, einen Sohn von Staatschef Muammar al-Gaddafi,
wegen mutmaßlicher Misshandlung
von Hausangestellten vorübergehend festgenommen. Daraufhin hatte Libyen
die beiden Schweizer Geschäftsleute Max Göldi und Rachid Hamdani
festgenommen.
Hamdani konnte Ende Februar das Land verlassen, Göldi sitzt in einem Gefängnis bei Tripolis eine viermonatige Haftstrafe ab. Im Gegenzug setzte die Schweiz prominente Libyer auf die Liste unerwünschter Personen.
Importe aus anderen Ländern
Libyen wird außerdem
Medikamente, medizinische Geräte und Industriegeräte, die das Land bisher
aus der Schweiz bezogen hat, aus anderen Ländern importieren.
Aufgrund der diplomatischen Krise zwischen den beiden Ländern hatte Libyen bereits im Oktober 2008 angekündigt, seine Staatsgelder aus der Schweiz abzuziehen. Über fünf Milliarden Franken lagen zu dem Zeitpunkt auf Schweizer Banken.
Zudem wollte Staatschef Muammar Gaddafi die Erdöllieferungen an die Schweiz stoppen. Allerdings widerrief der libysche Machthaber die Maßnahmen wenige Tage später.
Viel Geld im Spiel
Die diplomatische Krise war bereits im
vergangenen Jahr in der Exportbilanz spürbar: Zwischen Jänner und Juli 2009
exportierte die Schweiz für 97 Millionen Franken nach Libyen. Im gesamten
Geschäftsjahr 2008 waren es 282,3 Millionen Franken.
Vergleicht man die ersten beiden Semester der Jahre 2008 und 2009, stellt man einen Einbruch fest von fast 50 Prozent. Am meisten geliefert wurden Maschinen.
Die Schweiz importierte vor allem Öl. 325 Millionen Franken gingen zwischen Jänner und Juli 2009 auf das Konto von Energieträgern, der Wert aller Importe lag mit knapp 326 Millionen Franken minim höher. Doch liegt auch dieser um über 85 Prozent tiefer als in der vergleichbaren Vorjahreszeit.