Jared vor Gericht

Der Mordplan des Attentäters

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Dem Amokläufer droht jetzt die Todesspritze. Vor Gericht grinste er nur.

Jared Loughner ist kahlgeschoren, an seiner rechten Schläfe hat er einen Kratzer, als er Montag dem U-Richter vorgeführt wird. Er betritt das Gericht im Gefängnis-Overall, an seiner Seite Star-Anwältin Judy Clark, die bereits Oklahoma-Bomber Tim McVeigh verteidigt hatte. Loughner verweigerte jede Aussage, beantwortet nicht einmal die Frage „Schuldig oder nicht schuldig?“ Er grinst nur.

Mit oder ohne Aussage: Ihm droht die tödliche Giftspritze
Die Ermittler haben ganze Arbeit geleistet: Im Keller seines Elternhauses in Tucson, Arizona, fanden sie im Tresor brisante Unterlagen. Darunter Notizen wie „Mein Attentat“, „Ich habe geplant“ und „Giffords“.

Loughner hatte die Demokratin seit drei Jahren verfolgt und sie 2007 auch getroffen – bei einem Bürgertreffen. Pervers: Die Politikerin bedankte sich damals schriftlich für sein Kommen. Eine Klassenkameradin sagt, Loughner habe die Abgeordnete für "unintelligent“ gehalten.

Das Entsetzen über das fünfte Attentat auf ein Kongressmitglied in der US-Geschichte ist groß: Präsident Barack Obama ordnete eine Schweigeminute an. Aufgeflammt ist die Debatte, ob rechte Hetze gegen Obama und die Demokraten das Klima für die Bluttat aufbereitete (siehe rechts). Auch die Waffendebatte bricht wieder aus: Wie konnte Loughner trotz Vorstrafen und Rauswurfs aus der Schule wegen „mentaler Probleme“ am 30. November eine halbautomatische Glock 19 kaufen?

Indessen ringen Ärzte im Spital University Medical Center weiter um Giffords’ Leben. Ihr Überleben sehen Chirurgen als „medizinisches Wunder“: Die Kugel vom Kaliber 9 mm trat im Hinterkopf ein, durchschlug die linke Gehirnhälfte und trat knapp über der Augenhöhle wieder aus. Nach einer zweistündigen Notoperation reagierte Giffords sogar auf ihre Umgebung. Sie wurde zur Beschleunigung der Heilung wieder in ein künstliches Koma versetzt. "Die Reha-Phase kann Jahre dauern - der Ausgang ist ungewiss“, so Neurologe Alex Valadka.

Das Attentat könnte auch antisemitisch motiviert sein
Nun wird die Psyche des Amokläufers analysiert – Alarmsignale gab es genug: Die Armee lehnte ihn 2008 ab – er war beim Drogentest durchgefallen. Seine irren Anti-Regierungs-Tiraden im Internet häuften sich. Daheim legte er einen gespenstischen Kultschrein mit Totenköpfen an.

Loughner könnte Kontakte zur antisemitischen American Renaissance gehabt haben. Damit wäre ein weiteres Motiv denkbar: Giffords ist Jüdin. Angst jagte er auch Klassenkameraden in einem Community College ein, das er 2010 besuchte. Eine Mitschülerin: „Ich hatte Angst, dass er einmal mit einer Pistole kommt.“

Giffords’ Überleben ist ein medizinisches Wunder
Ärzte ringen im Spital University Medical Center weiter um Giffords’ Leben. Ihr Überleben wird von Chirurgen als medizinisches Wunder bezeichnet: Die Kugel vom Kaliber 9 mm trat im Hinterkopf ein, durchquerte die linke Gehirnhälfte und trat knapp über der Augenhöhle aus. Nach der zweistündigen Notoperation reagierte Giffords sogar auf ihre Umgebung. Sie wurde zur Beschleunigung der Heilung wieder in ein künstliches Koma versetzt.

Wird sie wieder gesund? Chefarzt Peter Rhee wollte die bange Frage nicht beantworten. "Die Reha-Phase kann Jahre dauern – der Ausgang ist ungewiss", so Neurologe Alex Valadka.

Die Psyche des Amokläufers wird analysiert – Alarmsignale waren unübersehbar: Der Schulabbrecher wurde 2008 von der US-Armee abgelehnt. Er fiel beim Drogentest durch. Seine irren Anti-Regierungs-Tiraden häuften sich im Internet. Daheim legte er einen gespenstischen Kultschrein mit Totenköpfen an.

Loughner könnte Kontakte zur antisemitischen American Renaissance gehabt haben. Damit wäre ein weiteres Motiv denkbar: Giffords ist jüdisch. Angst jagte er auch Klassenkameraden in einem Community College ein, das er 2010 besuchte. Eine Mitschülerin: "Ich hatte Angst, dass er einmal mit einer Pistole kommt."

Killer von rechten Politikern aufgehetzt
Nach dem blutigen Massaker sprach Clarence Dupnik, der Sheriff von Tucson, selten gehörte, aber sehr ehrliche Worte: "Wenn rund um die Uhr Leute gegen die Regierung aufgebracht werden, ist so ein Drama nicht verwunderlich." Und: "Wir leben in einem wütenden, teils hässlichen Land  …"

Tatsächlich: Die USA erleben seit der Wahl von Barack Obama eine gnadenlose Hetze, die weit über die übliche US-Streitkultur hin­ausgeht. Der Präsident wurde als "Moslem", "Ausländer", "Kommunist" oder „Hitler" beschimpft. In der hitzigen Debatte um die Gesundheitsreform erhielten Abgeordnete Todesdrohungen.

Palin im Visier
Vor allem die rechte Tea Party-Bewegung übertraf sich mit Ungeheuerlichkeiten. Deren Ikone Sarah Palin, Ex-Gouverneurin von Alaska, steht in der jetzigen Diskussion besonders am Pranger: Sie hatte im Kongresswahlkampf eine "Zielliste" publiziert, auf der bestimmte demokratische Bezirke mit einem Fadenkreuz markiert waren – darunter auch Giffords. Die beschwerte sich, ob eine solche Symbolwahl nötig sei. Palin empfahl ihren Anhängern: "Ladet neu durch."

Wie bei Clinton?
"Worte haben Bedeutung", kritisierte die demokratische Abgeordnete Carolyn Maloney. Palin-Verteidiger kontern: Es wäre töricht, die Wahnsinnstat eines Einzelnen mit einem politischen Diskurs zu verknüpfen.

Sehr stark erinnert die jetzige Tragödie an die Sprengung des Bundesgebäudes in Oklahoma City 1995 (168 Tote). Auch damals wurde attestiert, dass die Hetze gegen Bill Clinton den Bomber Timothy McVeigh animiert haben könnte. Clinton, davor politisch am Boden, wurde danach zum "Comeback Kid". US-Politologen sehen auch jetzt eine ähnliche Chance für Obama.

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