Nach Explosionen und Schüssen
LIVE-TICKER: 129 Tote bei IS-Terror in Paris
13.11.2015
Terror in Paris +++ 129 Tote +++ Mehrere Festnahmen in Belgien +++ Ein Täter soll registrierter Flüchtling sein +++ Sie planten Anschlag auf Länderspiel +++ ISIS bekennt sich zu Anschlägen +++ Hollande ruft Ausnahmezustand aus +++ Ganz Frankreich trauert +++ Verletzter Österreicher außer Lebensgefahr +++ oe24 berichtet LIVE
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Bei einer beispiellosen Terrorserie in Paris mit sechs fast zeitgleichen Anschlägen sind mindestens 128 Menschen getötet worden. Mehr als 200 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Attentäter schossen am Freitagabend an verschiedenen Orten der französischen Hauptstadt wild um sich und zündeten mehrere Bomben. Die Pariser wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. US-Präsident Barack Obama sprach von einem Terroranschlag.
Festnahmen in Belgien
In Belgien sind mittlerweile offenbar mehrere Personen festgenommen worden, die verdächtig werden, mit den Anschlägen in Paris in Verbindung zu stehen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Bezugnahme auf den belgischen Justizminister.
Drei der Attentäter sollen aus Molenbeek-Saint-Jean in Belgien stammen, berichtet die belgische Zeitung „Dernière Heure“ auf ihrem Online-Auftritt. Unter anderem hätte ein grauer Golf, der in Molenbeek gefunden wurde, mit den Angriffen in Paris in Verbindung gebracht werden können.
Geplanter Anschlag direkt im Stadion
Die Attentäter von Paris wollten einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge offenbar einen Anschlag direkt im voll besetzten Fußballstadion beim Länderspiel Deutschland-Frankreich verüben. Mindestens ein Attentäter habe ein Ticket für das Spiel gehabt. Ein Ordner habe etwa eine Viertelstunde nach Spielbeginn am Stadioneingang eine Sprengstoff-Weste an dem Mann entdeckt. Beim Versuch zu entkommen, habe er den Sprengstoff zur Explosion gebracht, sagte ein anderer Ordner der Zeitung.
Schockzustand
Frankreich befindet sich damit erneut in einem Schockzustand. Die Zeitung "Le Figaro" titelte: "Krieg mitten in Paris". Erst vor zehn Monaten hatte ein brutaler Überfall von islamistischen Terroristen auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt das Land erschüttert. Acht Terroristen wurden bei den Zugriffen der Polizei getötet.
ISIS bekennt sich zu Anschlägen
Augenzeugen berichteten, dass einer der Schützen "Allahu Akbar" (Allah ist der Größte) gerufen haben soll. Auf Twitter bekannte sich die Terror-Organisation ISIS zu den Anschlägen. Der französische Präsident Francois Hollande bestätigte, dass die Anschläge von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verübt wurden. Es handle sich um einen Kriegsakt, sagte er am Samstag.
Massaker bei der Erstürmung in Konzerthalle
Gleichzeitig wurde eine Geiselnahme in der Bataclan Konzerthalle blutig beendet. Schießereien hätte es während des Konzerts der kalifornischen Band Eagles of Death Metal gegeben. Die Polizei stürmte das Gebäude und tötete zwei der Terroristen. Doch rund 100 Opfer kamen alleine hier ums Leben. Im Einkaufszentrum von Les Halles in der Innenstadt kam es zu einer weiteren Schießerei, wie der Hörfunksender Europe 1 berichtete.
Auch ein Österreicher wurde verletzt
Laut dem österreichischen Außenministerium waren auch drei Österreicher bei dem Konzert. Ein Österreicher wurde verletzt, zwei weitere blieben unverletzt.
Hollande im Innenministerium
Zur Zeit der Explosionen spielten im Stadion Stade de France die Mannschaften von Deutschland und Frankreich gegeneinander. Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande begab sich aus dem Fußballstadion ins Innenministerium, wo ein Krisenstab eingerichtet wurde. Auch deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier war gemeinsam mit Hollande als Zuschauer bei dem Fußball-Länderspiel. Hollande rief in einer Fernsehsprache an die Nation den Ausnahmezustand aus. Zugleich sagte er dem Terrorismus "erbarmungslosen" Kampf an. Die Grenzkontrollen wurden verstärkt - auch mit Blick auf den Weltklimagipfel, zu dem Paris Ende des Monats Spitzenpolitiker aus aller Welt erwartet. Entgegen ersten Ankündigungen blieben die Grenzen aber vorerst geöffnet.
Hintergründe noch immer unklar
Die genauen Hintergründe der Angriffe waren auch nach Stunden noch unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Terrorismus ein. Befürchtet wurde, dass sich Attentäter oder Komplizen noch auf freiem Fuß befinden könnten. Nach Polizeiangaben starben mindestens sieben Angreifer.
Minutiös vorbereitete Aktion
Alle Indizien deuten darauf hin, dass es sich um eine minutiös vorbereitete Aktion handelte. Bei dem Überfall auf das "Bataclan" soll einer der Männer "Allah ist groß" gerufen haben. Ein Augenzeuge berichtete ferner, dass die Angreifer ihre Tat mit Frankreichs Militäreinsatz in Syrien begründet hätten. Der Mann habe gerufen: "Das ist die Schuld von Hollande. Das ist die Schuld Eures Präsidenten. Er hätte nicht in Syrien eingreifen dürfen." Von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat wurde die Attacken im Internet gefeiert.
Nach bisherigen Erkenntnissen begannen die Anschläge kurz nach 21.00 Uhr an sechs verschiedenen Orten der französischen Hauptstadt. Ziele waren neben dem Konzertsaal im 10. Arrondissement auch drei Cafes und Restaurants in der Nähe. Im Cafe "Le Carillon" gab es mindestens 14 Tote, beim Cafe "La Belle Equipe" mindestens 18 Tote. Wegen der vergleichsweise milden Temperaturen saßen zu Beginn des Wochenendes in Paris noch sehr viele Menschen draußen.
Horror im "Bataclan"
Das schlimmste Bild bot sich im "Bataclan", einer der bekanntesten Konzerthallen von Paris. Allein dort starben rund 100 Menschen. Nach Augenzeugenberichten waren mehrere unmaskierte Männer in den ausverkauften Saal gestürmt, wo gerade die US-Rockband "Eagles of Death Metal" auftrat. Mit Maschinengewehren schossen sie mehr als zehn Minuten wild um sich. Der Boden war anschließend übersät mit Leichen.
Vielen der fast 1500 Zuschauer gelang die Flucht. Einer von ihnen, Julien Pearce, berichtete anschließend: "Das hat zehn, 15 Minuten gedauert. Das war von extremer Gewalt. Es gab Panik. Alle sind Richtung Bühne gerannt. Die Attentäter hatten Zeit, mindestens drei Mal nachzuladen. Sie waren nicht maskiert. Sie traten sehr beherrscht auf. Sie waren sehr jung."
Nach Angaben der Polizei töteten sich drei der Angreifer dann selbst, indem sie ihre Sprengstoffgürtel zündeten. Ein vierter sei von der Polizei getötet worden.
Weiträumig abgesperrt
Die Gegend rund um das "Bataclan" wurde weiträumig abgeriegelt. Sie gehört zu den beliebtesten Ausgehvierteln der französischen Hauptstadt. Die Redaktion von "Charlie Hebdo", die im Jänner von Terroristen überfallen worden war, ist nur wenige Straßenzüge entfernt. Noch in der Nacht eilten Hollande und Regierungschef Manuel Valls an den Tatort.
Die Explosionen vor dem Stade de France hatte Hollande auf der Ehrentribüne mit angehört, zusammen mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der an seiner Seite saß. Gleich danach ließ er sich in der Schaltzentrale des Stadions telefonisch über die Ereignisse unterrichten. Noch während des Spiels wurde der Präsident dann aus dem Stadion gebracht. Steinmeier versicherte: "Wir stehen an der Seite Frankreichs." In der Nähe des Stadions starben nach offiziellen Angaben auch drei Angreifer.
Anschläge erinnern an Terror gegen "Charlie Hebdo"
Frankreich war im Jänner von einer islamistisch motivierten Anschlagsserie erschüttert worden. Allein beim Überfall auf das Satireblatt "Charlie Hebdo" wurden damals zwölf Menschen getötet.
Das sind die ersten Bilder zu den Anschlägen in Paris:
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Die Orte der Anschläge als Grafik:
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