Steht nächster Anschlag bevor?
London-Terror: Jetzt gilt höchste Warnstufe
15.09.2017England in Terrorangst: Eine „Feuerwand“ fegte nach einer Explosion durch die U-Bahn.
This browser does not support the video element.
„Ich habe einen heißen Feuerball über meinem Kopf gespürt“, erinnert sich Peter Crowley an den Horror. Der Mann wurde schwer verletzt: Crowley hat schmerzhafte Brandwunden im Gesicht. „Es gibt Menschen, die sehen viel schlimmer aus als ich“, sagt er.
Aus der Bombe hängen immer noch die Kabel
Sprengsatz in Kübel. Mitten im Berufsverkehr Freitag um 8.20 Uhr in der Früh: Ein lauter Knall dringt durch den U-Bahn-Zug der „District Line“. Panik bricht aus in der Station Parsons Green. Die Bombe ist offenbar in einen weißen Kübel eingebaut, Kabel hängen heraus.
Hier ereignete sich die Explosion
Die blutige Bilanz: Mindestens 29 Menschen werden verletzt. Die Polizei gibt bekannt, dass es noch viel schlimmer hätte ausfallen können, die Bombe ist nur zum Teil detoniert. Sofort wird Terror-Alarm gegeben. Hunderte Kriminalbeamte sind mit den Ermittlungen beschäftigt. Auch der Inlandsgeheimdienst MI5 wird hinzugezogen.
Flucht. Die Polizei durchkämmt den Anschlagsort, sucht nach einem zweiten – nicht detonierten – Sprengsatz. Gefahndet wird laut Insidern nach einem „Mann mit Messern“. Dann wird ein Verdächtiger anhand von Überwachungsvideos identifiziert. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war er noch auf der Flucht. Die Polizei behielt die Identität des Verdächtigen unter Verschluss.
Terror-Miliz IS reklamiert den Anschlag für sich
Bekenntnis. Über die ihr nahestehende Agentur Amaq erklärten die Islamisten schließlich, die Explosion der Bombe gehe auf sie zurück. Ein Umstand, den Terror-Experte Nicolas Stockhammer bereits vor dem Bekenntnis als wahrscheinlich einschätzte (siehe Interview).
Höchste Warnstufe. England rief nach dem Anschlag die höchste Terror-Warnstufe aus. Zuletzt war diese nach dem Attentat in Manchester ausgerufen worden. Womit die Behörden mit weiteren Anschlägen rechnen.
"Terrorgefahr bei uns im Wahlkampf noch größer"
Terrorexperte Nicolas Stockhammer von der Uni Wien im ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Erleben wir eine Zunahme des Terrors?
Nicolas Stockhammer: Die Intervalle verkürzen sich. Wir werden wahrscheinlich alle ein bis zwei Monate Anschläge in Europa erleben – natürlich mit verschiedener Intensität.
ÖSTERREICH: Wer steckt hinter dem Anschlag in London?
Stockhammer: Der Anschlag ist wohl einem IS-nahen Täter zuzuschreiben. Der IS wird diese Tat für sich reklamieren, weil es für sie propagandistisch verwertbar ist.
ÖSTERREICH: Kann man sich vor solchen Anschlägen schützen?
Stockhammer: De facto nicht. Nicht mehr auf öffentliche Plätze gehen oder nicht mehr U-Bahn fahren, das ist in der Praxis nicht durchführbar. Es ist leider ein trauriges Risikospiel, so wie ein Roulette.
ÖSTERREICH: Wie gefährdet ist Österreich?
Stockhammer: Das Risiko ist gleichbleibend hoch. Jetzt im Wahlkampf ist die Terrorgefahr noch größer. Gruppen oder Einzeltäter können sich jetzt angesprochen fühlen, etwas in die Tat umzusetzen.