Schwere Vorwürfe

Love Parade: Security packt aus

27.07.2010

„Rentner mit Gehfehler als Ordner eingesetzt“ - Stadtchef wusste alles

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Die Ermittlungen nach der Love Parade sind voll in Gang. Der Bürgermeister wusste von Gefahren, ein Ordner erhebt schwere Vorwürfe.

Die Trauer um die Toten von Duisburg wird von einem heftigen Gefecht überschattet: Wer ist schuld an der Katastrophe, bei der 20 Menschen sterben mussten?

Ein Security-Mitarbeiter erzählt nun in der Bild, wie katastrophal die Sicherheitsvorkehrungen bei dem Event waren. „Für die Veranstalter waren nur zwei Sachen wichtig: Die Floats dürfen nicht stoppen und niemand darf ohne Befehl die Notausgänge öffnen.“

Die Mitarbeiter hätten kurz vor Dienstantritt Schnellhefter mit bekommen: „Zur Gefahr des Tunnels stand da nichts.“ Von erfahrenen Ordnern keine Spur: Unter den Sicherheits-Leuten „waren Jugendliche, fast noch Kinder. Sogar Rentner mit Gehfehlern standen da als Ordner.“ Bereits am Vormittag hätten Feuerwehr und Polizei die Security gewarnt: „Das kann heute nicht gut gehen.“

Das Bauordnungsamt erhebt indessen auch schwere Vorwürfe gegen Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Er wusste vier Wochen vor dem Techno-Event von Sicherheitsmängeln und übte Druck aus, damit die Veranstaltung trotzdem abgehalten wird:

  • Ein geheimes Sitzungsprotokoll beweist die Vorwürfe. Bei einem Meeting der Veranstalter mit der Feuerwehr und hohen Stadtbeamten stritt man um Fluchtwege.
  • Dieses Schriftstück bekam Oberbürgermeister Sauerland persönlich, sein Kürzel steht auf dem Verteiler – er musste also von den Bedenken wissen.
  • Der Vertreter des Bürgermeisters, Wolfgang Rabe, übte Druck aus. Aus dem Protokoll: „Herr Rabe stellte fest, dass der Oberbürgermeister die Veranstaltung wünsche. Die Anforderungen der Bauordnung ... ließ er nicht gelten.“
  • Daraufhin lehnte der Zuständige vom Baudezernat jede Verantwortung ab.
  • Die endgültige Genehmigung wurde nur Stunden vor dem Event unterschrieben – nach massivem Druck auf die Mitarbeiter.

Der Oberbürgermeister befand sich zum Zeitpunkt der Love Parade in Österreich auf Urlaub.

Am Samstag findet eine Gedenkveranstaltung in Duisburg statt.

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