Afghanistan
Luftangriff auf Krankenhaus: 9 Tote
03.10.2015
Attacke auf Spital in Kunduz - 37 Menschen schwer verletzt.
Bei einem wahrscheinlich von US-Streitkräften ausgeführten Bombenangriff im nordafghanischen Kunduz sind in einem Krankenhaus der Organisation Ärzte ohne Grenzen mindestens neun Klinikmitarbeiter getötet worden. Weitere 37 Menschen wurden demnach schwer verletzt, wie die Organisation am Samstag mitteilte.
Unter den Schwerverletzten sind demnach ebenfalls 19 Mitarbeiter des Krankenhauses. Die Opferzahl könne sich noch erhöhen, hieß es. Weiter teilte die Organisation mit, dass allen Konfliktparteien vorsorglich mehrfach die genauen Geodaten ihrer Einrichtungen übermittelt worden seien, zuletzt am 29. September. Nach Beginn des Angriffs habe man zudem das amerikanische und afghanische Militär erneut kontaktiert; dennoch habe das Bombardement noch mehr als 30 Minuten angehalten. Mehrere Treffer hätten das Gebäude schwer beschädigt.
Seit dem überraschenden Taliban-Angriff auf Kunduz am Montag sind nach Angaben der Organisation in der Klinik 394 Verletzte behandelt worden. Zum Zeitpunkt des Luftangriffs am Samstag seien 105 Patienten, Angehörige und gut 80 Mitarbeiter in dem Gebäude gewesen, erklärte Janssen. Die Klinik wird ausschließlich aus Spenden finanziert und behandelt jeden - unabhängig von Herkunft oder Religion.
Kunduz war am Montag von den Taliban erobert worden. Die USA haben die Gegenoffensive der afghanischen Armee unter anderem mit Luftangriffen unterstützt. Auch nach der Rückeroberung der Stadt am Donnerstag hielten die Kämpfe dort an. Kämpfer der Taliban verschanzten sich in Wohnhäusern. Sie kämpfen gegen die Regierung in Kabul, seit sie vor fast 14 Jahren durch einen US-geführten Militäreinsatz entmachtet wurden.
Der Fall von Kunduz und die mühsame Rückeroberung stellen auch infrage, ob die von NATO-Soldaten ausgebildeten afghanischen Soldaten und Polizisten tatsächlich immer besser für die Sicherheit im Land sorgen können.