Weißrusslands Staatschef: "Präsident hat letztes Wort und entscheidet, ob Flugzeug landen soll oder nicht."
Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko hat den tödlich verunglückten polnischen Staatschef Lech Kaczynski für den Absturz seines Flugzeugs verantwortlich gemacht. Wenn der Präsident mit seiner Maschine unterwegs sei und es irgendwelche außergewöhnlichen Vorkommnisse gebe, informiere der Pilot den Präsidenten persönlich darüber, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Lukaschenko. Es sei klar, wer hier die Verantwortung trage. "Der Präsident hat das letzte Wort und er entscheidet, ob das Flugzeug landen soll oder nicht, aber die Piloten müssen nicht gehorchen."
Der Pilot der verunglückten Maschine hatte die Anweisungen der Fluglotsen im
russischen Smolensk ignoriert, wegen der schlechten Sicht einen anderen
Flughafen anzusteuern. Bei dem Absturz im dichten Nebel am Samstag starben
neben Kaczynski und seiner Ehefrau Maria Dutzende weitere Menschen, darunter
der polnische Zentralbankchef Slawomir Skrzypek, Armeechef Franciszek Gagor
sowie der stellvertretende Außenminister Andrzej Kremer. Sie wollten im nahe
gelegenen Katyn der 1940 vom sowjetischen Geheimdienst ermordeten polnischen
Offiziere und Intellektuellen gedenken.
Aufzeichnungen aus
Cockpit werden veröffentlicht
Einige polnische Medien hatten
bereits spekuliert, dass Kaczynski die Landung trotz der Schwierigkeiten
angeordnet haben könnte, um rechtzeitig zu der Feier zu kommen. Polens
Oberstaatsanwalt Andrzej Seremet kündigte am Donnerstag an, die
Aufzeichnungen aus dem Cockpit des Flugzeugs vollständig zu veröffentlichen,
sollten diese nicht vertraulich sein. Der Inhalt der Gespräche sei
entscheidend, um die verschiedenen Hypothesen zu belegen oder zu widerlegen,
betonte Seremet. Sollten nur Bruchstücke davon veröffentlicht werden, könne
dies Vorwürfe nach sich ziehen, dass die Untersuchungen manipuliert würden.
In Polen war zuvor mitten in der einwöchigen Staatstrauer ein Streit um den Begräbnisort für Kaczynski entbrannt. Auslöser ist die Ankündigung, den bei dem Flugzeugabsturz getöteten Politiker in der Kathedrale auf dem Wawel in Krakau beizusetzen. Die jahrhundertelange Residenz der polnischen Könige ist bisher Monarchen und Nationalhelden als Ort der letzten Ruhe vorbehalten. Das Vorhaben von Kardinal Stanislaw Dziwisz stößt deshalb auf heftige Kritik. An der Beerdigung am Sonntag sollten zahlreiche Staats- und Regierungschef teilnehmen, darunter US-Präsident Barack Obama, der russische Präsident Dmitri Medwedew und Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aus Österreich kommt Bundespräsident Heinz Fischer.