Statt an die Staatsspitze zu kommen, steht sie nun im Abseits.
Lange Zeit galt sie als verwöhnte Ehefrau, die nur für ihre luxuriöse Kleidung, ausgedehnte Reisen und ihre Verstrickung in dubiose Immobiliengeschäfte bekannt war. Doch dann entwickelte Grace Mugabe, Ehefrau von Simbabwes langjährigem Präsidenten Robert Mugabe, einen Geschmack für die Macht. Ihr letzter Schachzug auf dem Weg an die Staatsspitze könnte jetzt den vorzeitigen Abtritt ihres Mannes zur Folge haben.
Ins Amt folgen
Zuletzt hatte die 52-Jährige immer weniger ein Geheimnis aus ihren Ambitionen gemacht, ihrem greisen Gatten ins Amt folgen zu wollen. Vor einer Woche bekam sie dann von ihrem Mann die Entlassung seines Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa als Geschenk. Mnangagwa galt bis dahin als designierter Nachfolger des Staatschefs. Der Weg für Grace Mugabe schien frei. Doch das Militär schritt ein, bevor sie zur neuen Vizepräsidentin ernannt werden konnte.
"Die Krise ist von Grace ausgelöst worden, weil sie die Macht ergreifen wollte", analysiert der südafrikanische Politikexperte Shadrack Gutto die Situation. "Sie ist über das Ziel hinausgeschossen und hat die Beseitigung ihres Mannes damit gefördert." Mugabe selbst sei "nahezu senil", erklärt Gutto, "er schläft viel". Der Präsident sage nur noch, was seine Frau ihm ins Ohr flüstere.
Grace Mugabes politische Pläne gegen alte Parteikader wurden von einer Gruppe junger Anhänger unterstützt, den sogenannten G40. Diese Gruppe, darunter einige Minister, ist nun das primäre Ziel der Militäroffiziere, die im staatlichen Fernsehen am frühen Mittwoch erklärt hatten, sie würden die "Kriminellen" um Mugabe zur Rechenschaft ziehen.
"Die simbabwische Armee denkt, sie habe das Recht auf einen Präsidenten, den sie gutheißt", erläutert Knox Chitiyo vom Politikinstitut Chatham House. Somit habe das Militär handeln müssen, bevor Grace Mugabe beim Kongress der Regierungspartei Afrikanische Nationalunion Simbabwes - Patriotische Front (ZANU-PF) im nächsten Monat zur Vizepräsidentin ernannt worden wäre.
Gebürtige Südafrikanerin
Simbabwes First Lady ist gebürtige Südafrikanerin. Ihre Affäre mit Robert Mugabe begann 1987, während sie als Sekretärin für ihn arbeitete. Das Paar bekam zwei Kinder, noch bevor Mugabes erste Ehefrau 1992 starb. Vier Jahre später heirateten die beiden in einer üppigen Zeremonie, zu deren Besuchern auch Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela gehörte.
Wegen ihres extravaganten Lebensstils erhielt Grace Mugabe Spitznamen wie "Gucci Grace" oder "The First Shopper". Ihre politischen Ambitionen offenbarte sie erstmals 2014, als sie eine Kampagne gegen die damalige Vizepräsidentin Joice Mujuru führte. Grace Mugabe beschuldigte sie, den Sturz des Präsidenten zu planen. Kurze Zeit später wurde Mujuru ihres Amtes enthoben und aus Mugabes Partei ZANU-PF verbannt.
Grace Mugabes Versuch, Mnangagwa auf die gleiche Art und Weise zu neutralisieren, schlug nun aber fehl. Sie und ihr Mann stehen seit der Militärintervention offiziell unter Hausarrest. Auch wenn aus simbabwischen Militärkreisen verlautet, dass sich der Präsident bisher noch weigere zurückzutreten, scheint das Ende der Ära Mugabe gekommen.
Britischen Fotografen geschlagen
Seine Frau konnte mit ihrer konfrontativen und gleichzeitig distanzierten Art nur wenig Zuneigung in Simbabwes Bevölkerung gewinnen. In ihren Reden beschimpfte sie jeden, der der Illoyalität gegenüber ihrem Mann verdächtigt wurde. 2009 schlug sie einen britischen Fotografen in einem Luxushotel in Hongkong. Im August wurde ihr vorgeworfen, sie habe ein Model in einem südafrikanischen Hotel angegriffen. Dank diplomatischer Immunität konnte sie einer Strafverfolgung entgehen.
In einem Fernsehinterview mit dem südafrikanischen Sender SABC sagte sie einmal, sie kümmere sich nicht mehr darum, was andere von ihr denken: "Ich habe ein dickes Fell entwickelt. Es ist mir egal." Unter Umständen erwartet Grace Mugabe nun statt des Gipfels der Macht das Exil mit ihrer Familie.