Unruhen

Macron reist nach Neukaledonien

21.05.2024

Nach tagelangen Unruhen in Neukaledonien will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Dienstagabend in das französische Überseegebiet im Pazifik reisen.  

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Er wolle dort ein Gremium für den Dialog einrichten, um eine politische Antwort auf den Konflikt zu finden, teilte Regierungssprecherin Prisca Thevenot in Paris mit.

Der Vertreter der französischen Regierung in Neukaledonien, Louis Le Franc, erklärte, die schrittweise "Rückkehr zur Ruhe" setze sich fort. Zugleich kündigte er an, Einsatzkräfte zu mobilisieren, um die anhaltende Gewalt einzudämmen.

Die Straße zum internationalen Flughafen La Tontouta nahe der Hauptstadt Nouméa wird seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert. Dutzende Straßensperren, die Sicherheitskräfte am Sonntag freigeräumt hatten, wurden später größtenteils wieder aufgebaut. Kommerzielle Flüge von und nach Neukaledonien sind derzeit ausgesetzt.

Schwere Unruhen

Frankreich hatte hunderte Sicherheitskräfte nach Neukaledonien entsandt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. 270 Menschen wurden nach Behördenangaben bisher festgenommen.

Die Unruhen in dem östlich von Australien gelegenen Überseegebiet, bei denen bereits sechs Menschen getötet und hunderte weitere verletzt wurden, halten seit gut einer Woche an. Auslöser der Ausschreitungen ist eine geplante Änderung des Wahlrechtes für die Provinzwahlen. Demnach sollen Einwohner des Überseegebiets nach zehn Jahren Aufenthalt Wahlrecht bei den Provinzwahlen bekommen. Bisher lag die Grenze bei 25 Jahren Aufenthalt.

Die ursprüngliche, melanesische Bevölkerung der Inselgruppe, die Kanaken genannt werden und etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen, befürchten eine Verringerung ihres Einflusses gegenüber den Festlandfranzosen, die sich in Neukaledonien niedergelassen haben.

Dabei geht es auch um die Frage einer möglichen Unabhängigkeit der Insel, die viele der Ureinwohner befürworten. Frankreich hatte Neukaledonien, wo es unter anderem Nickel-Vorkommen gibt, Mitte des 19. Jahrhunderts kolonisiert. Eine organisierte Unabhängigkeitsbewegung gibt es seit 1981, immer wieder brachen in den darauffolgenden Jahren Unruhen aus und es kam zu Gewalt. 2018, 2020 und 2021 wurden auf Grundlage des Abkommens von Nouméa von 1998 zwischen der französischen Regierung und den neu-kaledonischen Parteien drei Unabhängigkeitsreferenden abgehalten, wobei das letzte Votum von den Unabhängigkeitsbefürwortern boykottiert wurde.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel