Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seinen Staatsbesuch in Deutschland wegen der anhaltenden Krawalle in Frankreich abgesagt.
Das teilten der Elysée-Palast in Paris und das Präsidialamt in Berlin am Samstag mit. Auch der Elysée-Palast bestätigte dies. Macron wollte eigentlich am Sonntag für einen dreitägigen Staatsbesuch nach Deutschland reisen, das offizielle Besuchsprogramm sollte am Montag beginnen.
Macron habe am Samstag mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier telefoniert und diesen über die Situation in seinem Land unterrichtet, sagte eine Sprecherin Steinmeiers. "Präsident Macron hat darum gebeten, den geplanten Staatsbesuch in Deutschland zu verschieben." Steinmeier bedauere die Absage und habe vollstes Verständnis angesichts der Situation in Frankreich. Er verfolge die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Steinmeier hoffe, dass die Gewalt auf den Straßen baldmöglichst beendet und der soziale Friede wieder hergestellt werden kann.
In Frankreich kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu heftigen Ausschreitungen, nachdem am Dienstagabend ein 17-Jähriger nordafrikanischer Herkunft in Nanterre bei einer Verkehrskontrolle von einem Polizisten erschossen wurde. Am Samstag sollte der Jugendliche in Nanterre beerdigt werden.
Es wäre der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 23 Jahren gewesen. Macron und seine Frau Brigitte wollten am Sonntagabend in Ludwigsburg in Baden-Württemberg eintreffen. Weitere Stationen des Besuchs wären am Montag Berlin und am Dienstag Dresden gewesen. Dort wollte Macron vor der Frauenkirche eine Grundsatzrede zu den deutsch-französischen Beziehungen halten. Mit dem Besuch sollte aus Sicht des Bundespräsidialamts in Berlin die deutsch-französische Freundschaft gefeiert und zugleich ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich innenpolitische Ereignisse in Frankreich negativ auf außenpolitische Pläne auswirken. Im Frühjahr wurde wegen der Pensionsproteste in Frankreich der Besuch des britischen Königs Charles III. kurzfristig abgesagt.