Neue Spur lässt die Eltern hoffen - Phantombilder veröffentlicht.
Nach neuen Ermittlungen im Fall der spurlos verschwundenen Maddie McCann hofft die britische Polizei auf einen Durchbruch: Sowohl im Zeitablauf als auch bei der bisherigen "Version der Geschehnisse" um das Verschwinden des Mädchens Madeleine in Portugal im Mai 2007 habe es "bedeutsame Veränderungen" gegeben, teilte Scotland Yard am Sonntag nach neuen, zweijährigen Ermittlungen mit.
Die Erkenntnisse sollen an diesem Montagabend in der BBC-Sendung "Crimewatch" vorgelegt werden.
Nun wurden Phantombilder eines möglichen Verdächtigen veröffentlicht: Beide Bilder zeigen denselben Mann - die britische Polizei erhofft sich durch die Bilder neue Hinweise. Der Mann soll zwischen 20 und 40 Jahre alt sein und angeblich Deutsch sprechen. Er soll sich zur Zeit des Verschwindens von Maddie in der Ferienanlage Praia da Luz an der Algarve-Küste aufgehalten haben. Scotland Yard hatte zuvor mitgeteilt, man wolle die Telefondaten sämtlicher Menschen auswerten, die sich damals in dem Feriendorf aufgehalten hätten.
Chefermittler Andy Redwood sagte am Sonntag: "Wir haben bei Null angefangen und alles neu analysiert, ohne das Vorhergegangene zu akzeptieren." Die Arbeit seines Teams habe neues Licht auf bisherige Erkenntnisse geworfen. Er hoffe, dass der TV-Appell zu "Informationen führen wird, die unsere Ermittlungen weiterbringen."
So könnte Maddie jetzt aussehen; Bild: EPA
Maddie bei Einbruch entführt?
Nach Informationen der "Sunday Times" könnte Maddie nach einem Einbruch in das Ferien-Apartment der McCanns entführt worden sein. Ihre Eltern, die Ärzte Kate und Gerry McCann, hatten die damals fast vierjährige Maddie und ihre jüngeren Geschwister während eines Abendessens in der Wohnung zurückgelassen.
Die portugiesische Polizei hatte ihre Ermittlungen 2008 eingestellt. Scotland Yard hatte den Fall im Jahr 2011 in die Hand genommen, nachdem sich der britische Premierminister David Cameron persönlich dafür eingesetzt hatte. Im Juli hatte die Londoner Polizei bekannt gegeben, es hätten sich bei den Untersuchungen 41 "Personen von Interesse" herausgebildet, darunter 15 Briten. In 31 Fällen seien Polizeikräfte im Ausland, überwiegend in Europa, um Mithilfe gebeten worden.
Ein Bericht des "Sunday Mirror", nach dem ein Brite in Zusammenhang mit dem Fall festgenommen worden sei, wurde am Sonntag dementiert. "Ich kann das nicht bestätigen. Das ist nicht wahr", sagte eine Sprecherin der Greater Manchester Police (GMP) der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte auch Scotland Yard in London auf Anfrage erklärt, man könne keine Festnahme bestätigen.
Maddies Eltern schöpfen neue Hoffnung; Foto: EPA
Fall Maddie: Die Chronologie
Das mysteriöse Verschwinden des dreijährigen britischen Mädchens Madeleine "Maddie" McCann vor mehr als sechs Jahren in Portugal ist bis heute nicht geklärt. Ein Rückblick:
3. Mai 2007: Madeleine verschwindet aus einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste. Die Eltern, ein britisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe der Ferienanlage beim Abendessen. Ihre drei Kinder ließen sie schlafend zurück.
7. Mai: Im britischen Fernsehen fleht Madeleines Mutter mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Die Eltern wenden sich mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit. Fotos der blonden Maddie gehen um die Welt. Kurz darauf ruft Fußballer David Beckham zur Hilfe auf. Prominente setzen vier Millionen Euro als Belohnung für Hinweise aus.
5. August: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass Madeleine im Hotelzimmer gestorben ist. Die Spuren stammen aber wahrscheinlich nicht von dem Mädchen. Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass Madeleine in der Wohnung umgekommen ist. Die Fahnder konzentrieren sich auf die Eltern und deren Bekannte.
6. September: Beide Eltern gelten nun offiziell als Verdächtige. Medien zufolge geht die Polizei davon aus, dass es ein "Unglücksfall" war und sie die Leiche verborgen haben.
Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ohne Ergebnis ein. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.
Jänner 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard hat sich im Auftrag der Eltern auf die Suche nach Madeleine gemacht. Finanziert wird die Aktion von einem wohlhabenden Geschäftsmann.
Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen ihre Eltern mögliche Entführer um die Freilassung ihre Tochter an. Sie nutzen dazu ein Gespräch mit der US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey, das Millionen Zuschauer sehen.
März 2010: Die Eltern fordern Einsicht in Ermittlungs-Unterlagen, die die portugiesische Polizei ihnen bisher vorenthalten haben soll.
März 2011: Madeleines Eltern protestieren vergeblich gegen den Verkauf eines Buches, das der portugiesische Ex-Chefermittler Goncalo Amaral über den Fall geschrieben hat. Er vertritt im Kern die These, dass das Kind im Jahr 2007 bereits im Urlaubshotel der Familie in Portugal gestorben ist und nicht entführt wurde. Die Eltern hätten etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt.
Mai 2011: Die Mutter Kate McCann veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte. In den Memoiren beschreibt sie unter anderem ihre Qualen und Zerrissenheit nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht habe. Nach außen sei sie aber immer gefasst aufgetreten.
Mitte Mai 2011 kündigt die britische Polizei an, den Fall erneut zu untersuchen. Die Ermittlungsakten würden erneut überprüft, kündigt Premierminister David Cameron an.
April 2012: Die britische Polizei erklärt, dass Maddie möglicherweise noch am Leben ist. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.
Juli 2013: Scotland Yard gibt nicht auf: Bei weiteren Untersuchungen will die Polizei 38 "Personen von Interesse" überprüfen.
Oktober 2013: Die Polizei geht nochmals in eine Ermittlungsoffensive. Die Beamten wollen anhand von Telefondaten alle Personen identifizieren, die sich zum Zeitpunkt des Verschwindens Maddies aus der Ferienanlage in dem Ort befunden haben. Zudem spricht die Polizei von "bedeutsame Veränderungen" im Zeitablauf und der bisherigen "Version der Geschehnisse". Die Erkenntnisse sollen per TV-Fahndung bekannt gemacht werden.