5 Tote, 200 verletzt
Magdeburg: Das Protokoll der Todesnacht
21.12.2024Kurz vor Weihnachten ereignete sich in Magdeburg eine Tragödie. Ein BMW-Geländewagen rast in einen Weihnachtsmarkt, reißt fünf Menschen in den Tod (darunter ein Kind), 200 weitere werden verletzt. Das Protokoll der Todesnacht.
Kurz vor 19 Uhr nähert sich der dunkle BMW-Geländewagen dem Weihnachtsmarkt. Der Fahrer Taleb A. - ein Arzt aus Saudi-Arabien - findet zwischen den Betonpollern eine Lücke, gibt Gas und rast mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Ein Überwachungsvideo zeigt wie der Wagen ungebremst über 400 Meter durch die Menschenmasse pflügt.Insgesamt dauert die Todesfahrt laut Polizei drei Minuten.
19.02 Uhr: Der erste Anruf geht bei der Polizei ein. Der Anrufer geht noch von keinem Anschlagsszenario aus. Erst als weitere Notrufe bei der Polizei eingehen, wird klar, was gerade geschehen ist.
19.08 Uhr: Die ersten Einsatzkräfte treffen am Unglücksort ein. Die Lage ist völlig unübersichtlich. Ein Feuerwehrmann erklärt gegenüber der "Bild"-Zeitung: „Es war wie in einem schlechten Film. Ich bin über den verwüsteten Markt gelaufen, links und rechts lagen Menschen. Und mir schoss nur durch den Kopf: Wem von denen helfe ich jetzt? Ich habe mir dann die Verletzten geschnappt, die noch niemanden bei sich hatten und habe sie zu den jeweiligen Behandlungsplätzen gebracht.“ Er habe dann mit einem Edding grün, gelb oder rot auf die Verletzten geschrieben, je nachdem, wie schwer die Verletzungen waren.
Kurz darauf: Nur wenige Meter vom Weihnachtsmarkt entfernt kommt es zu dramatischen Szenen. Der BMW will laut "Magdeburger Volksstimme" wenden, wird aber von Polizisten gestoppt. Taleb A. steigt aus. "Leg dich hin! Leg dich hin!", ruft ein Polizist, wie auf einem Zeugen-Video zu sehen ist. Der Fahrer legt sich auf den Boden, die Arme auf den Rücken. Die Beamten nehmen ihn fest.
19.14 Uhr: "Wir sind Magdeburg", eine Facebook-Seite, meldet, dass ein Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast sei.
19.32 Uhr: Die Deutsche Presse-Agentur eilt: "Behörden gehen von einem Anschlag aus". Als Quelle wird Sachsen-Anhalts Regierungssprecher Matthias Schuppe genannt.
19.35 Uhr: Bereits jetzt stellt sich heraus, dass es viele Verletzte geben dürfte. Von 20 Personen ist derzeit noch die Rede.
19.40 Uhr: Umliegende Krankenhäuser bereiten sich auf viele Verletzte vor. Hubschrauber aus Halle und Oppin sind auf dem Weg.
19.58 Uhr: Die Austria Presse Agentur bringt eine Eilmeldung heraus: "Auto fuhr in Menschenmenge auf Magdeburger Weihnachtsmarkt"
20.24 Uhr: Mittlerweile bestätigt die Polizei, dass es zumindest einen Toten gibt.
20.44 Uhr: Der Rettungsdienst meldet zwischen 60 und 80 Verletzte.
21.33 Uhr: Erste Gerüchte werden laut, wonach es ein zweites Auto mit Sprengstoff geben soll. Später stellt sich das allerdings als falsch heraus. Auch Zeugenberichte, die von Schüssen sprachen, bestätigten sich nicht.
21.42 Uhr: Die deutsche "Bild"-Zeitung berichtet von ersten Details zum Täter. Der 50-jährige Todesfahrer soll ein aus Saudi-Arabien stammender Arzt sein.
22.03 Uhr: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenministerin Tamara Zieschang sind mittlerweile eingetroffen. Haseloff spricht von zwei Toten.
23.07 Uhr: : „Ich hätte mir nie vorstellen können, wie nah der Terror an uns dran ist", erklärt Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris vor der Presse. Sie hat Tränen in den Augen.
23.58 Uhr: Die Polizei gibt Entwarnung: Im Auto des Täters befindet sich kein Sprengstoff. Zuvor wurde ein auf dem Beifahrersitz liegendes Gepäckstück verdächtigt.
3.25 Uhr: Spezialkräfte treffen in Bernburg ein. Sie brechen die Wohnung von Taleb A. auf. Ein Roboter sondiert die Lage. Ein gepanzertes "Survivor"-Fahrzeug steht bereit und leuchtet von außen in die Erdgeschosswohnung.
5 Uhr: Der Sicherheitscheck in der Wohnung ist fertig. Jetzt beginnen die Beamten mit der Hausdurchsuchung.