Im oe24.TV-Interview mit Karl Wendl sprach Politikwissenschaftler und Russland-Experten Gerhard Mangott über den Tod des russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny.
oe24.TV: Herr Mangott, wie kommentieren Sie das, was wir jetzt aus Moskau mitgeteilt bekommen haben?
Gerhard Mangott: Das ist eine Nachricht, die mich auch persönlich entsetzt und schockiert hat. Es ist ein grausames Verbrechen des russischen Staates, der hier einen Mann in den Tod getrieben hat durch eine wirkliche heftige Behandlung während seiner Inhaftierung.
oe24.TV: Das Straflager, in dem er untergebracht war, liegt direkt am Polarkreis. Was weiß man über dieses Lager?
Mangott: Wir wissen nicht genau, was in diesem Straflager passiert, wie es organisiert ist, wie die medizinische Versorgung ist. Wir wissen aber nur aus den Botschaften, die Nawalny immer wieder aus dem Gefängnis nach außen geschickt hat, vor allem über soziale Medien, dass er sehr, sehr schlecht behandelt wurde.
oe24.TV: Ist es möglich, dass er jetzt wieder vergiftet wurde?
Mangott: Das ist durchaus möglich. Das ist nicht auszuschließen, aber wir wissen darüber nichts und werden vermutlich, wenn es eine Vergiftung war, auch nie etwas darüber erfahren.
oe24.TV: Ist das das Stilmittel vom Wladimir Putin, seine Gegner auszuschalten?
Mangott: Ja, die Regierung in Moskau hat keine Hemmungen, physische Gewalt anzuwenden, in der einen oder anderen Form und Kritiker auszuschalten.
oe24.TV: Was war eigentlich das Faszinierendste an Alexej Nawalny?
Mangott: Nawalny selber ist eine umstrittene Persönlichkeit. Er hat auch Ansichten vertreten, die im rechten Milieu angesiedelt waren, von denen er sich nie distanziert hat, für die er sich nie entschuldigt hat. Aber er war gleichzeitig eben auch ein sehr tapferer, mutiger Mann, der gegen Korruption aufgetreten ist, Korruption aufgedeckt hat.
oe24.TV: Glauben Sie, dass die Ehefrau von Nawalny das Werk von Alexej Nawalny weiterführen wird?
Mangott: Ich glaube nicht.