Der Attentäter tarnte sich als Polizist. Dann erschoss er 85 Teenager.
Die norwegische Insel Utöya ist klein, gerade einmal 500 Meter lang, von Kiefern bewachsen. Als der Attentäter
am Freitag zu schießen beginnt, bleiben den Teenagern im Sommerlager der sozialdemokratischen Regierungspartei nicht viele Chancen zur Flucht. Viele von ihnen stürzen sich ins Wasser und versuchen, dem Angriff auf diesem Weg zu entkommen.
Massaker auf norwegischer Insel
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Den Teenagern im Sommerlager der sozialdemokratischen Regierungspartei blieben nicht viele Chancen zur Flucht. Mindestens 84 starben auf Utöya.
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Den Teenagern im Sommerlager der sozialdemokratischen Regierungspartei blieben nicht viele Chancen zur Flucht. Mindestens 84 starben auf Utöya.
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Den Teenagern im Sommerlager der sozialdemokratischen Regierungspartei blieben nicht viele Chancen zur Flucht. Mindestens 84 starben auf Utöya.
"Ich sah, wie sie ins Wasser sprangen, rund 50 Leute schwammen in Richtung Land", sagt die 42-jährige Anita Lien, die am Tyrifjord-See lebt, wenige hundert Meter von Utöya entfernt. "Die Leute weinten, zitterten, waren völlig verängstigt. Und sie waren so jung, zwischen 14 und 19 Jahre alt." Mindestens 85 Menschen entkommen nicht und fallen den Schüssen zum Opfer.
Attentäter als Polizist getarnt Ein Wachmann schildert, wie es dem Attentäter gelungen ist, auf die Insel zu gelangen. Der Mann habe sich als Polizist ausgegeben und sei in einem silbergrauen Auto vorgefahren. "Er steigt aus dem Auto aus und zeigt seinen Ausweis", schildert Simen Braenden Mortensen die Szene der Tageszeitung "Verdens Gang".
"Er sagt, er sei geschickt worden, um die Sicherheit zu überprüfen. Dass das eine reine Routine sei nach dem Terroranschlag in Oslo." Im Zentrum der Hauptstadt war wenige Stunden zuvor vor einem Regierungsgebäude mit einem Büro von Ministerpräsident Jens Stoltenberg eine Bombe explodiert und hatte mindestens sieben Menschen getötet. "Das machte alles einen normalen Eindruck", sagt Mortensen weiter. "Es wird ein Boot gerufen und das bringt ihn hinüber nach Utöya. Wenige Minuten vergehen, dann hörten wir die Schüsse."
Viele Verletzte Ein Teenager verfolgt die Ereignisse vom Festland aus: "Wir hörten die Leute schreien, es war furchtbar", erzählt er dem britischen TV-Sender Sky. "Viele winkten zu uns herüber." Anrainer des Sees rücken mit ihren Booten aus, um Teenager aus dem Wasser zu retten. "Ich habe mit meinem Boot viele Leute von der Insel herübergeholt", sagt ein Mann, der in einem weißen Haus am Ufer lebt. "Ich habe viele Verletzte gesehen."
Am frühen Samstagmorgen verlässt eine Ambulanz das Seengebiet nordwestlich von Oslo und bringt ein Opfer weg. Vor einem nahe gelegenen Hotel fährt Auto um Auto vor. Tief besorgte Angehörige steigen aus, um hier die Überlebenden zu treffen, die von der Insel herübergebracht wurden. Die Polizei sucht noch immer Insel und See ab, von Booten und auch Hubschraubern aus. Rettungsfahrzeuge stehen bereit. Die Lichtkegel von Suchscheinwerfern gleiten in der Dunkelheit langsam über das Wasser.
Auf der letzten Seite seines 1516 Seiten starken Manifests steht dieser Satz: "Ich glaube, dies wird mein letzter Eintrag sein. Es ist jetzt Freitag, der 22. Juli, 12:51 Uhr." Zweieinhalb Stunden später explodiert im Osloer Regierungsviertel eine gewaltige Bombe, die sieben Menschen in den Tod reißt. Auf der idyllischen Ferieninsel Utüya schießt der 32-Jährige Anders Behring Breivik 69 Jugendliche kaltblütig nieder.
Das alles sei "grausam, aber notwendig" gewesen, sagt der Attentäter später im Verhör - er gesteht beide Taten, er soll sie neun Jahre lang geplant haben.
Die Zeit für Dialog ist vorbei. Wir haben dem Frieden eine Chance gegeben. Jetzt ist die Zeit für bewaffneten Widerstand gekommen", schreibt Breivik unter englischem Pseudonym in seinem Manifest
In der Öffentlichkeit will Breivik als konservativer Christ gesehen werden. Der Facebook-Seite zufolge, die von der Netzgemeinde noch in der Nacht zum Samstag gesichert wurde, hat er ein Osloer Handelsgymnasium besucht.
Er gehe gerne jagen, spiele "Worlds of Warcraft". Als Idole sind der britische Premierminister Winston Churchill (1874-1965) genannt und Max Manus (1914-96) - Widerstandskämpfer während der Zeit der deutschen Besetzung Norwegens.