Afghanistan
Mehr als 50 Tote bei Taliban-Angriff
03.04.2013
Die Kämpfer griffen Gerichtsgebäude mit Bomben und Schusswaffen an.
Bei einem Angriff von Kämpfern der islamistischen Taliban auf ein Gericht im Westen Afghanistans sind insgesamt mehr als 50 Menschen getötet und mehr als 90 weitere verletzt worden. Die Angreifer hätten das Gebäude am Mittwoch mit Bomben und Schusswaffen attackiert, teilten die afghanischen Behörden mit. Zum Zeitpunkt des Angriffs wurde vor dem Gericht in der Stadt Farah offenbar mehreren Taliban-Kämpfern der Prozess gemacht.
Mehr als 50 Tote
Der Vizesprecher des Innenministeriums in Kabul, Nadshib Danish, sagte, die Taliban hätten bei ihrem Angriff mindestens 44 Menschen getötet. Darunter seien 34 Zivilisten und insgesamt zehn Soldaten und Polizisten. Zudem seien in Farah neun Angreifer getötet worden. Der Gouverneur der gleichnamigen Provinz, Mohammed Akram Chpalwak, sagte, mindestens 34 Zivilisten und zwölf Sicherheitskräfte seien getötet worden. Er sprach zudem von acht toten Taliban-Kämpfern und über hundert Verletzten.
Die Taliban, die seit Jahren die von den USA und NATO-Truppen gestützte Regierung des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai bekämpfen, bekannten sich unmittelbar nach der Tat auf ihrer Internetseite zu dem Angriff. In der Erklärung hieß es, der Angriff sei die Reaktion auf einen bevorstehenden "grausamen" Prozess gegen mehrere Talibankämpfer.
Fahrzeug explodiert
Der Polizeichef von Farah, Agha Noor Kentos, sagte, fünf Taliban hätten das Gerichtsgebäude in zwei Fahrzeugen erreicht. Eines der Fahrzeuge sei explodiert, drei Kämpfer anschließend ins Gebäude eingedrungen. Unklar war zunächst, ob die vor Gericht stehenden Taliban bei dem Angriff fliehen konnten. Ein Arzt im Krankenhaus von Farah sagte, unter den Verletzten seien zwei Richter und ein Gefangener.
Die Kämpfe setzten sich nach Behördenangaben den ganzen Tag lang in der Stadt fort. Einige Angreifer drangen demnach in eine Filiale der Kabul-Bank neben dem Gerichtsgebäude ein.
Die Provinz Farah galt bisher als relativ friedlich. Der Angriff vom Dienstag, der tödlichste in Afghanistan seit fast eineinhalb Jahren, warf erneut die Frage auf, ob die afghanische Polizei und Armee allein die Sicherheit im Land garantieren können. Die NATO will ihre ISAF-Kampftruppe bis Ende 2014 komplett abziehen. Auch den westlichen Soldaten ist es in den elf Jahren ihrer Anwesenheit allerdings nicht gelungen, die Taliban zu besiegen.