Mehr als eine Million Menschen haben bei Demonstrationen quer durch die USA Verschärfungen im laxen US-Waffenrecht gefordert. Allein an der zentralen Kundgebung in der Hauptstadt Washington nahmen am Samstag hunderttausende Menschen teil. Junge Redner wie Emma Gonzalez, die das Schulmassaker von Parkland in Florida überlebt hatte, rührten viele Teilnehmer zu Tränen.
Die Demonstrationen liefen unter dem Titel "Marsch für unsere Leben" (March For Our Lives). Ein Großteil der Teilnehmer waren Schüler und Lehrer. Sie prangerten die Bedrohung durch Schusswaffengewalt an den Schulen und den Einfluss der mächtigen Waffenlobby NRA auf die Politik an. Die Organisatoren des Marschs in Washington gaben die Teilnehmerzahl mit 800.000 an, wie der Sender NBC berichtete. Angeführt wurde der Protest in der Hauptstadt von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland im Bundesstaat Florida, wo ein ehemaliger Mitschüler am Valentinstag 17 Menschen erschossen hatte.
"Wir sind der Wandel", rief der 17-jährige Cameron Kasky, einer der Parkland-Überlebenden. Er kündigte an, dass seine durch die Schusswaffengewalt geprägte Generation mit langem Atem für eine "sichere Zukunft" kämpfen wolle: Der jetzige Marsch sei "nicht der Höhepunkt dieser Bewegung. Er ist der Anfang."
Einen ihrer emotionalsten Momente erreichte die Demonstration im Zentrum der Hauptstadt mit dem Auftritt der Parkland-Schülerin Emma Gonzalez. Sechs Minuten und 20 Sekunden - so lange hat das Schulmassaker von Parkland im US-Bundesstaat Florida gedauert, und ungefähr so lange stand auch Gonzalez auf der Bühne in Washington. "In wenig mehr als sechs Minuten sind uns 17 unserer Freunde genommen worden (...) und jeder, absolut jeder, wurde für immer verändert", sagte Gonzalez. Nach einer emotionalen Rede schwieg Gonzales, während ihr Tränen die Wangen hinunterliefen, bis ein Timer läutete und die sechs Minuten und 20 Sekunden vorbei waren. "Kämpft um euer Leben, bevor es die Aufgabe eines anderen ist", sagt Gonzalez, bevor sie von der Bühne ging.
Emma Gonzalez, eine der Organisatorinnen
Bei der Kundgebung in Washington sprach auch die neunjährige Enkelin des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King. Auch sie habe "einen Traum", sagte Yolanda Renee King in Anlehnung an das berühmteste Zitat ihres Großvaters: "Dies sollte eine Welt ohne Waffen sein. Punkt!" Auch zahlreiche Prominente unterstützten den Protest. Die Reden wechselten sich mit Auftritten unter anderen der Popsängerinnen Miley Cyrus, Ariana Grande, Jennifer Hudson, Demi Lovato und des Rappers Common ab.
Auch Matthew McConaughey und Paul McCartney kamen zu großen Kundgebungen in anderen US-Städten wie Parkland, Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Minneapolis, Houston, Los Angeles sowie New York, der Heimatstadt von US-Präsident Donald Trump. Demonstranten vor dem Trump-Tower hielten selbstgemalte Schilder mit Parolen wie "Wenn unsere Führer sich wie Kinder verhalten, müssen Kinder führen" oder "Ich wähle 2020" hoch. Insgesamt fanden in den USA und im Ausland mehr als 800 Demonstrationen statt. In New York gingen laut Bürgermeister Bill de Blasio 175.000 Menschen auf die Straße.
Samantha Fuentes wurde selbe schon bei einer Schul-Schießerei verletzt:
Um Trump blieb es an diesem Wochenende ruhig: Er reiste zu seinem privaten Luxusanwesen Mar-a-Lago in Florida und verzichtete zumindest vorläufig auf Tweets zum Thema. Das Weiße Haus veröffentlichte jedoch eine Erklärung, in der es hieß: "Wir applaudieren den vielen mutigen jungen Amerikanern, die heute ihr Verfassungsrecht nach Artikel 1 (Recht auf freie Meinungsäußerung) ausüben. Unsere Kinder zu schützen ist eine Top-Priorität des Präsidenten (...)."
Die neue Protestbewegung gegen die Schusswaffengewalt war spontan nach dem Schulmassaker in Parkland entstanden und wuchs sich zu einer breiten Bewegung aus. Zu den prominenten Unterstützern zählen auch Justin Bieber, Justin Timberlake, George Clooney, Oprah Winfrey und Steven Spielberg. In Florida wurde unter dem Druck der Bewegung bereits ein verschärftes Waffenrecht in Kraft gesetzt, das unter anderem das Mindestalter für den Waffenerwerb von 18 auf 21 Jahre heraufsetzte.
In Washington hat sich hingegen bisher wenig im Waffenrecht bewegt. Am Vortag der Demonstrationen legte die Regierung zwar einen Entwurf zum Verbot von sogenannten bump stocks vor; dies sind Aufsatzvorrichtungen, mit denen halbautomatische Waffen zu vollautomatischen aufgerüstet werden. Doch dies ist keine weitreichende Änderung. Sogar die NRA unterstützt ein Verbot der bump stocks.
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