In mindestens drei Stadtvierteln wurden Wohnhäuser attackiert.
Eine Serie von Bombenanschlägen auf Wohnhäuser in der irakischen Hauptstadt Bagdad hat am Dienstag mindestens 39 Menschen das Leben gekostet. Rund 130 weitere wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Nach Angaben eines Militärsprechers ließen die Detonationen Wohnhäuser in mindestens drei Stadtvierteln einstürzen. Erst am Sonntag waren bei Anschlägen auf mehrere diplomatische Vertretungen mehr als 40 Menschen in Bagdad getötet worden, seit vergangenem Freitag sind der neuen Welle der Gewalt mehr als 100 Iraker zum Opfer gefallen.
Mehrere Explosionen
Der Gewinner der Parlamentswahl, Ex-Premier
Iyad Allawi, machte das nach den Wahlen vom 7. März entstandene Machtvakuum
im Irak für das Wiederaufflammen der Gewalt verantwortlich. Extremisten
versuchten, die Ungewissheit über die politische Zukunft des Landes
auszunutzen, sagte Allawi. Der ehemalige Ministerpräsident hatte die
Parlamentswahl mit seinem säkular ausgerichteten, überkonfessionellen
"Al-Irakiya"-Block mit einem knappen Vorsprung von zwei Mandaten gewonnen.
Der amtierende Regierungschef Nuri al-Maliki erkennt das Ergebnis allerdings
nicht an. Um eine Regierung bilden zu können, sind sowohl Allawi als auch
Malikis schiitisch dominierte "Allianz für den Rechtsstaat" auf
Koalitionspartner angewiesen, in erster Linie die pro-iranischen religiösen
Schiiten-Parteien.
Die Bombenserie vom Dienstag begann gegen 9.30 Uhr Ortszeit mit mehreren Explosionen in einem Wohngebiet im Shula-Viertel im Nordwesten Bagdads. Kurz darauf detonierte in etwa einem Kilometer Entfernung auf einer Kreuzung eine Autobombe und beschädigte mehrere Gebäude, wie Polizeibeamte berichteten. Ein Augenzeuge sagte, der Anschlag habe ein Verkehrschaos verursacht: "Autos kollidierten, aus einem Gebäude stieg Feuer und Rauch auf, und während wir noch starr vor Schreck waren, gab es eine weitere Explosion." Gegen 9.45 Uhr explodierte dann in einem Restaurant in der Innenstadt ein in einem Plastiksack versteckter Sprengsatz. Noch Stunden später wühlten verzweifelte Menschen in den Trümmern des Gebäudes nach Überlebenden.
Al-Kaida für Attentate verantwortlich gemacht
Am Sonntag
hatten drei koordinierte Selbstmordanschläge auf ausländische Botschaften in
Bagdad 42 Menschen das Leben gekostet. Die Attentäter hatten binnen weniger
Minuten ihre mit Sprengstoff beladenen Fahrzeuge vor dem Eingang der
ägyptischen Botschaft, der iranischen Botschaft sowie in der Nähe der
deutschen, spanischen und syrischen Botschaften gezündet. Die irakische
Regierung machte das Terrornetzwerk Al-Kaida für die Anschläge verantwortlich
Einige der Anschläge der vergangenen Tage richteten sich gegen Mitglieder sogenannter "Erweckungsräte". Diese von traditionellen Stammesführern befehligten Bürgerwehren werden von den USA finanziert, um in ihren jeweiligen Gebieten Sicherheitsaufgaben wahrzunehmen. Die Bildung dieser Verbände galt als entscheidender Faktor für den Rückgang der Al-Kaida-Anschläge in den sunnitischen Siedlungsgebieten seit Ende 2006.