Millionen-Waschmaschine

Janukowitschs Wiener Milliarden-Deals

25.02.2014

Ex-Präsident Janukowitsch (63) hat über Wien Milliarden verschoben.

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© TZ ÖSTERREICH
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Janukowitsch ist auf der Flucht. Versteckt sich wohl auf der Halbinsel Krim mit einer Handvoll Leibwächtern und geschätzten 650 Millionen in bar. Geflüchtet ist er mit zwei Agusta-Hubschaubern. Die Helis gehören ebenso einer Wiener Firma wie die absurde Residenz des Ex-Präsidenten, das Anwesen Meschgorje bei Kiew (wir berichteten).

Der ukrainische Staat überwies in den vergangenen Jahren via Wien Unsummen an Leasinggebühren und Mieten, eine perfekte Geldwaschmaschine. Österreichs Politik wusste davon, doch alle schauten weg.

  • Mastermind der Janukowitsch-Firmen in Österreich ist Finanzmanager Reinhard Proksch. Er bündelte alle Gesellschaften des Clans unter dem Dachnamen Compaserve SE (siehe Grafik). Proksch ist gebürtiger Liechtensteiner mit österreichischem Pass, er managt auch die Geldgeschäfte des ukrainischen Ex-Premiers Mykola Asarow und der Brüder Andrej und Sergej Klujew.
  • Via Wien flossen zumindest fünf Milliarden Euro, vermutlich aber deutlich mehr in die Schweiz, nach Liechtenstein, Großbritannien, in die USA (Delaware) und in diverse Steueroasen.
  • Proksch ist auch Gründer der Euro East Beteiligungs GmbH am Parkring 12 in Wien. Seine Firma hat Ableger in Vaduz, London, New York (Wall Street) und in Miami. Er selbst lebt in einer feudalen Villa am Attersee.

Verurteilter Wiener Banker ist einer der Teilhaber

  • An der Proksch-Gesellschaft Euro East Beteiligungs GmbH hält wiederum die österreichische Investmentbank Euro Invest Bank 65 Prozent. Pikant: Die Bank gehört der Familie von Johann Wanovits. Der Banker wurde erst im April 2013 wegen Kursmanipulation der Telekom-Aktie zu fünf Jahren verurteilt. Seither führen die Bank seine Frau und sein Sohn.

Karl Wendl

Handschlag mit dem Ukraine-Despoten

Am Tag, als Kiew den EU-Vertrag ablehnte, besuchte Ex-Präsident Janukowitsch Wien.
Pleite. Präsident Heinz Fischer empfing den Despoten am 21. 11. 2013 mit militärischen Ehren. Gleichzeitig ließ Janukowitsch in Kiew den EU-Deal platzen – Auslöser für das spätere Maidan-Drama. Fischer hätte schon damals wissen können, wie korrupt das Regime ist. Seit August lagen Anzeigen gegen den Präsidenten-Clan beim Bundeskriminalamt und der Finanzmarktaufsicht FMA vor. Die Anzeigen wurden negiert. Janukowitsch blieb damals einen Tag länger bei uns – vermutlich, um Finanzgeschäfte zu regeln.

© AFP/Getty Images

Ex-Premier: Wien-Flug nach Rücktritt

Auch der ukrainische Ex-Premier Mykola Asarow und sein Sohn Oleksij haben Vermögen in Wien geparkt.
Villa. Einen Tag nach seinem Rücktritt flog der Ex-Premier im Privatjet nach Wien. Sein Sohn Oleksij hat in der Pötzleinsdorfer Straße in Wien-Währing eine feudale Villa.

Seine Schwiegertochter Lilija Asarow ist Mitbesitzerin des Hochglanzmagazins Vienna Deluxe für Superreiche in Österreich, Dubai, Schweiz. Ihr gehört auch eine Galerie am Parkring.

Milliarden. Auch die Brüder Sergej und Andrej Klujew, engste Janukowitsch-Vertraute, sind Wien-Fans. Ursprünglich wollten sie die Bank Burgenland kaufen. Sergej besitzt eine Villa am Tulbingerkogel (NÖ), seine Slav AG hat das Büro direkt hinter dem Parlament. Andrej Klujew befindet sich mit Janukowitsch auf der Flucht.

(wek)

Wahl: Klitschko tritt gegen Timoschenko an

Im Mai duellieren sich die Regimegegner im Kampf um das Präsidentenamt der Ukraine.
Er hat die Protestbewegung am Maidan-Platz angeführt und will jetzt selbst die Ukraine regieren: Vitali Klitschko, Ex-Box-Weltmeister und Oppositionsführer, gab am Dienstag seine Kandidatur für die Präsidentenwahl am 25. Mai bekannt. „Ich bin völlig überzeugt davon, dass in der Ukraine die Spielregeln geändert werden müssen“, sagte Klitschko. „Es muss Gerechtigkeit herrschen. Ich weiß, dass dies möglich ist“, meinte der 42-Jährige.
Timoschenko will Maidan-Bewegung einbinden
Doch Experten bezweifeln, dass er reelle Chancen hat. Ihm gegenüber steht die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, die erst am Samstag im Zuge des politischen Umsturzes aus ihren langjährigen Haft entlassen wurde.
Sie sagte gegenüber Vertretern ihrer Partei, dass sie „definitiv antreten will“. Erst vor vier Jahren unterlag sie Janukowitsch bei der Präsidentenwahl knapp.
Ihre Partei forderte am Dienstag erneut, dass die Aktivisten vom Maidan-Platz in die Regierung einzubinden sind.
Noch regiert Chaos: Die frühere Opposition konnte sich noch nicht auf eine Übergangsregierung einigen. Die für Dienstag im Parlament geplante Abstimmung wurde jetzt auf Donnerstag verschoben.

Janukowitsch: Er plante ein Massaker am Maidan-Platz

Das Blutbad am Maidan-Platz letzte Woche forderte 77 Tote. Es hätte schlimmer kommen sollen. Janukowitsch plante, mit 22.000 Soldaten und Polizisten den Platz zu umstellen, erlaubte Scharfschützen das Feuer. Das belegt ein Geheimdokument aus der Janukowitsch-Residenz. In 25 Punkten wurde detailliert das Szenario für das Massaker beschrieben.

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