Im Mittelmeer
Mindestens 57 Tote bei Bootsunglücken
04.06.2018
Neuer italienischer Innenminister: 'Für die Illegalen ist das schöne Leben vorbei.'
Bei Bootsunglücken im Mittelmeer sind erneut Dutzende Migranten ums Leben gekommen. Vor der tunesischen Küste nahe der Inselgruppe Kerkenna starben mindestens 48 Menschen, als ihr Boot sank, wie das tunesische Verteidigungsministerium am Sonntag der staatlichen Nachrichtenagentur TAP zufolge mitteilte.
Vor der türkischen Südküste spielte sich ein weiteres Drama ab: Dort ertranken mindestens neun Menschen, darunter sechs Kinder, wie die türkische Küstenwache mitteilte.
Vor der tunesischen Küste wurden den Angaben zufolge mindestens 68 Migranten aus Tunesien und anderen Ländern gerettet. Die Suche nach Überlebenden musste am Abend eingestellt werden. Die Opfer seien hauptsächlich Tunesier, aber auch acht Ausländer, unter anderem aus Staaten südlich der Sahara und Marokko. Das Verteidigungsministerium geht davon aus, dass das Schiff wegen Überfüllung verunglückte - auf ihm sollen sich 180 Menschen befunden haben.
Salvini: Abfahrten aufhalten
Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini sagte bei einem Besuch in Sizilien mit Blick auf das jüngste Unglück: "Ziel ist es, Leben zu retten. Und das macht man, indem man die Abfahrten der Boote des Todes aufhält." Zuvor hatte er wieder Stimmung gegen Migranten gemacht und unter anderem gesagt: "Für die Illegalen ist das schöne Leben vorbei, sie müssen die Koffer packen."
Von Tunesien starten eigentlich wesentlich weniger Migranten auf Booten in Richtung Italien als vom chaotischen Nachbarland Libyen. Die Inselgruppe Kerkenna in der tunesischen Provinz Sfax entwickelte sich aber zuletzt immer mehr zum Ausgangspunkt vieler illegaler Überfahrten. Im vergangenen Jahr versuchten rund 5.700 Tunesier, Europa auf dem Seeweg zu erreichen.
Mindestens 649 Tote
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Jahresbeginn mindestens 649 Flüchtlinge beim Versuch gestorben, über das Mittelmeer in die EU zu gelangen. Im vergangenen Jahr starben dabei mindestens 3.771 Menschen.
Die türkische Küstenwache berichtete, vor der Küste der Provinz Antalya sei ein Schnellboot mit Flüchtlingen gesunken. Fünf Menschen an Bord seien von der Küstenwache beziehungsweise von einem Fischerboot gerettet worden. Zur Nationalität der Betroffenen machte die Küstenwache keine Angaben. Die EU-Kommission hatte kürzlich mitgeteilt, dass die Zahl der Migranten, die über die Türkei illegal in die EU kommen, in den ersten Monaten des Jahres wieder deutlich angestiegen sei.