Timmermans will sterbliche Überreste der Opfer "nach Hause holen".
Der niederländische Außenminister Frans Timmermans ist nach dem Absturz des Linienflugzeugs mit zahlreichen Passagieren aus seinem Heimatland in der Ukraine eingetroffen. Sobald Beweise vorliegen würden, "werden wir nicht stoppen, bis die Schuldigen vor Gericht stehen", sagte er am Samstag bei einem Treffen mit Präsident Petro Poroschenko in Kiew.
Dies schließe "nicht nur die ein, die auf den Knopf drückten, sondern auch jene, die das möglich machten", sagte Timmermans der Präsidialverwaltung in Kiew zufolge. "Meine erste Priorität ist, unsere Leute nach Hause zu holen. Die Familien möchten ihre Verwandten begraben", betonte er. Von den 298 Menschen an Bord des Fluges MH17 kamen 193 aus den Niederlanden. Er zeigte sich "verärgert und empört" über Berichte, dass an der Absturzstelle Leichenteile "herumgeschleppt" worden seien.
Der russische Außenminister Sergei Lawrow und sein US-Kollege John Kerry forderten unterdessen, dass alle Beweise im Fall des abgestürzten Flugzeugs den internationalen Ermittlern zugänglich gemacht werden müssen. Darüber seien sich beide Minister in einem Telefonat einig gewesen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Beide würden ihren Einfluss auf die Konfliktparteien nutzen, um die Gewalt zu beenden.
Der neue britische Außenminister Philip Hammond warf Moskau vor, zu wenig zur Aufklärung des Absturzes beizutragen. "Wir bekommen nicht genug Unterstützung von den Russen", sagte er am Samstag. Russland nutze seinen Einfluss auf die Separatisten nicht ausreichend, um sie dazu zu bringen, die Absturzstelle zugänglich zu machen. "Die Augen der Welt werden auf Russland schauen um zu sehen, ob es seinen Verpflichtungen in den kommenden Stunden gerecht wird", sagte Hammond. Er kündigte an, den russischen Botschafter in London ins Außenministerium einzuberufen, um ihm diese Ansicht mitzuteilen.
Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines veröffentlichte derweil die Namen aller Passagiere ihres über der Ostukraine abgestürzten Fluges MH17. Zugleich wurden die Angehörigen und Freunde der Opfer am Samstag aufgefordert, sich mit der Airline in Verbindung zu setzen. Zwar arbeite man mit den jeweiligen Botschaften zusammen, doch sei es noch nicht in allen Fällen möglich gewesen, Familienangehörige ausfindig zu machen, teilte die Fluggesellschaft mit.
Berichte über verschwundene Kreditkarten
Nach dem mutmaßlichen Abschuss einer malaysischen Passagiermaschine über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine haben niederländische Banken Vorsichtsmaßnahmen gegen möglichen Kreditkarten-Betrug eingeleitet. Es gebe Berichte, wonach Kreditkarten von Absturz-Opfern vom Trümmerfeld "gestohlen" worden sein, teilte der niederländische Bankenverband am Samstag mit.
Mögliche illegale Abbuchungen würden den Angehörigen ersetzt, hieß es in der Erklärung. Das Passagierflugzeug der Malaysia Airlines war am Donnerstag mit 298 Menschen an Bord im umkämpften Osten der Ukraine abgestürzt. Unter den Toten sind auch vier Deutsche. Vieles deutet darauf hin, dass die Boeing 777 mit einer Boden-Luft-Rakete aus dem von den prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet abgeschossen wurde. Kiew macht daher die Rebellen verantwortlich, diese geben dagegen den ukrainischen Streitkräften die Schuld.