Italien

Ministerin weint über Pensionskürzungen

05.12.2011

Arbeitsministerin Elsa Fornero konnte ihre Tränen nicht unterdrücken.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Blut und Tränen verlangt der italienische Premier Mario Monti von seinen Landsleuten, um Italien vor einer Staatspleite zu retten, die den ganzen Euro-Raum in den Abgrund reißen könnte. Tränen vergoss auch die strenge Arbeitsministerin Elsa Fornero bei der Vorstellung der Eckpunkte ihrer drastischen Pensionsreform, als sie den Italienern live verkünden musste, dass die meisten Pensionen in Zukunft nicht mehr an die Inflation gekoppelt seien und damit de facto sinken würden.



Mitgenommen wirkte Fornero bei der Auflistung der Punkte ihrer umstrittenen Reform, die eine Anhebung des Pensionseintrittsalters vorsieht, so dass Männer und Frauen 2018 mit 66 Jahren in den Ruhestand treten werden. Als sie am Schluss dann aber noch hinzufügen wollte, dass die jährliche Anpassung an den Inflationsindex ausfallen würde, konnte sie den Gefühlsausbruch nicht mehr unterdrücken. "Wir müssen Opfer verlangen...", brachte die Ministerin noch heraus. Das Wort "Opfer" konnte sie aber praktisch kaum mehr aussprechen. Fornero schluchzte vor laufenden Kameras während die Fotografen sie gnadenlos abblitzten. Premier Monti musste die Ausführungen selbst zu Ende führen.

Die weinende Ministerin ist zum Star in den italienischen Medien und zum Symbol der Schmerzen Italiens in dieser schwierigen wirtschaftlichen und politischen Phase aufgerückt. "Auch Fachleute haben ein Herz", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica". "Das Expertenkabinett um Monti, die kühlste Regierung in der republikanischen Geschichte Italiens zeigt, dass sie Gefühle hat", analysierte das Blatt.

Premier Monti verlangt von seinen Landsleuten beträchtliche Opfer zur Eindämmung der Staatsschuld, will aber mit gutem Beispiel vorangehen. Als privaten Beitrag zu den Sparbemühungen verzichtet der Regierungschef auf sein Gehalt als Ministerpräsident und Wirtschaftsminister. Die Fachleute-Minister und jene Staatssekretäre, die keine Parlamentarier sind, werden nur den Grundbetrag und die Pensionseinzahlungen für ihre Arbeit im Kabinett in Anspruch nehmen, erklärte Monti. Ob er auch auf sein Gehalt als Senator auf Lebenszeit verzichten wird, wollte Monti nicht bekanntgegeben.

Das Fachleutekabinett um Monti ist seit 18 Tagen im Amt. Die Regierung soll bis Ende der Legislaturperiode im Frühjahr 2013 im Amt bleiben.


 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel