Man will keine salbungsvollen Worte mehr, sondern endlich Taten sehen.
Mit "großer Enttäuschung" haben Betroffene kirchlicher Gewalt in Österreich auf den Hirtenbrief des Papstes zum Thema Missbrauch in Irland reagiert. "Wir wollen keine salbungsvollen Worte mehr. Das 'Erschüttert-Sein' allein bedeutet noch gar nichts", heißt es in einer Stellungnahme mehrerer Missbrauchs-Opfer, die sich in der Plattform "Betroffene kirchlicher Gewalt" zusammengeschlossen haben. Die Plattform fordert von der Kirche Schadenersatz und hat eine Sammelklage angedroht.
Taten statt Worte
"Wir wollen endlich von der Kirche Taten sehen.
Dazu gehört die Auslieferung aller Täter, Mitwisser und Helfershelfer an
staatliche Gerichte ebenso wie eine Entschädigung und Wiedergutmachung,
welche diesen Namen auch verdient", erklärt Klaus F., ein Betroffener, im
Namen vieler Opfer in der Stellungnahme. Er hat mit den Erzählungen seiner
Erlebnisse die jüngste Debatte in Österreich ausgelöst.
Die Gründung des Vereins "Betroffene kirchlicher Gewalt" ist derzeit in Vorbereitung. Die Plattform will die Statuten nächste Woche bei der Vereinsbehörde im Innenministerium einreichen. Der Verein soll sich dann nicht nur um die Betroffenen sexuellen Missbrauchs kümmern, sondern auch für Betroffene von Gewaltübergriffen tätig sein.
Enttäuschung in Irland
Auch die eigentlichen Adressaten des
Papstbriefs, die irischen Opfer sexueller Gewalt, haben sich tief enttäuscht
über den Hirtenbrief des Papstes gezeigt. Der Brief an die Katholiken in
Irland sei weit davon entfernt, die Sorgen der Opfer sexueller Gewalt
anzusprechen, erklärte das Bündnis "One in Four".
Das Schreiben von Benedikt XVI. konzentriere sich zu stark auf die rangniederen irischen Priester, ohne die Verantwortung des Vatikans zu unterstreichen. Zudem fordere der Papst das Oberhaupt der katholischen Kirche in Irland, Kardinal Sean Brady, nicht zum Rücktritt auf, wie von Opfergruppen gefordert.