Asyl-Krise eskaliert

Mittelmeer: Retter geben auf

13.08.2017

Ärzte ohne Grenzen und Sea-Eye haben Angst um ihre Mitarbeiter – Schiffe werden heimgeholt.

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Massengrab Mittelmeer: Heuer ertranken mehr als 2.000 Flüchtlinge auf ­ihrem Weg von Nordafrika nach Europa. 5.000 werden es bis Ende des Jahres werden. Zwei große Helfer-­Organisationen stoppten am Wochenende ihre Missionen im Mittelmeer. Ärzte ohne Grenzen und Sea-Eye ziehen ihre Schiffe ab, helfen keinen in Seenot geratenen Flüchtlingen mehr.

„Es ist zu gefährlich“, erklären die Nichtregierungs-­Organisationen. Die libysche Regierung hat ihre Hoheitsgewässer ausgedehnt und allen Helfern gedroht in diesen Gebieten aktiv zu werden.

"Wir hinterlassen eine 
tödliche Lücke im Meer"

Gefahr. „Wir hinterlassen eine tödliche Lücke im Mittelmeer“, warnt Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer. Doch er kann seine Teams nicht mehr in das Gefahrengebiet schicken. „Wir dürfen unsere Kollegen keiner Gefahr aussetzen“, sagt auch Loris De ­Filippi, der Chef von Ärzte ohne Grenzen in Italien.

Die Asyl-Krise spaltet Europa seit Jahren. Heuer kamen bereits 100.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien. Das Land ist überfordert. Die EU streitet um Hilfeleistungen. Viele Staaten – an vorderster Front Österreich – wollen die Mittelmeerroute für Flüchtlinge sperren (siehe unten). Schätzungen zufolge werden heuer weitere 100.000 bis 200.000 Migranten erwartet.

Und die Schlepper machen gerade die Umsätze ihres Lebens.

Ein Schlepper packt aus: "Boote fahren jetzt wieder jede Woche"

Geldgier als Antrieb: Schlepper Abo Hamsa schmuggelt Menschen nach Europa.

Das Geschäft läuft blendend, erklärt der ägyptische Schlepper Abo Hamsa (34). Hunderte Menschen bringt er dabei in Lebensgefahr, schickt sie auf ­maroden Fischerbooten über das Meer. Seine Motivation ist einfach: „Na, wegen des Geldes natürlich“, sagt er der Bild am Sonntag.

Flüchtlinge können 
aus zwei Routen wählen

Scheitern. Politiker sind machtlos. Alle Versuche, den Menschenschmuggel zu unterbinden, scheitern. Hamsa erklärt: Als Vorsichtsmaßnahme sind die Boote kleiner geworden und es müssen höhere Schmiergelder bezahlt werden. „Seit die Strecke zwischen der Türkei und Griechenland und die Balkanroute dicht sind, fahren unsere Schiffe wieder jede Woche“, sagt der gelernte Fischer nicht ohne Stolz.

Die Vorgangsweise ist wie bei einem Reisebüro: „Wir haben zwei Routen: Die Tuk-Tuk-Strecke, schnell nach ­Libyen und von dort weiter. Oder direkt nach Europa. Das ist teurer.“ Das Ende läuft immer gleich ab: „Kurz bevor wir von der Küstenwache gestoppt werden, mische ich mich unter die Flüchtlinge und gehe an Land.“ Nach ein paar Wochen meldet er sich bei den Behörden, um dann nach Ägypten abgeschoben zu werden. Dort wartet er nicht lange auf die Passagiere für seine nächste Überfahrt.

Sobotka: "Schließung der Route nötig"

In Österreich sind ab heute Schwerpunkt-Kontrollen an der Grenze geplant.

Vorstoß von VP-Innenminister Wolfgang ­Sobotka: „Die Maßnahmen zur Schließung der Mittelmeerroute sind nötiger denn je.“ Seine Begründung: „Nachdem zuletzt Schiffe mit Rechtsradikalen wahrgenommen wurden, die Helfer bedrängten.“ Außerdem geplant: verstärkte Kontrollen in Österreich nach vermehrten Aufgriffen in Tirol.

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