Der 23-jährige Serienkiller tanzte in Diskotheken und betete im Park.
Mohammed Merah, der vermeintliche „Gotteskrieger“, der behauptet hatte, im Namen der Al-Kaida zu töten, hat Frankreich in seinen Grundfesten erschüttert. Was hat diesen Fanatismus ausgelöst?
Erst vergangene Woche habe er „mit ihm eine Diskothek besucht“, berichtet ein Freund. Nachbarn beschreiben den 23-Jährigen, der selbst kleine Kinder aus nächster Nähe erschossen hatte, als „sanft“. Nur, dass er in letzter Zeit häufiger im Park „gebetet hatte“, habe manche irritiert.
Merahs Mutter ist aus Algerien eingewandert. Der Vater, ein Franzose, verlässt die Familie bald. Die Mutter erzieht Mohammed und die vier Geschwister nach strengen islamischen Regeln. Mit 14 läuft Merah von zu Hause weg. 2004 wird er wegen Diebstahls verhaftet, 2006 erneut. Im Gefängnis kommt er mit Islamisten in Kontakt. Merah war einer wie viele – und doch ganz anders. Er scheint ein junger Mann mit 100 Gesichtern gewesen zu sein.
Fanatisch in seinem Hass gegen Andersgläubige, aber gleichzeitig ein Freund westlicher Güter: Er liebte schnelle Autos und Videos – sie hätten sich „immer wieder wechselseitig gefilmt“, erzählen schockierte Freunde heute. Gefilmt hatte Mohammed auch seine Taten – alle Details. Bilder, die selbst die hartgesottenen Männer der Sondereinheiten als „unerträglich“ bezeichnen.
Was hat diesen Hass bei dem Mann ausgelöst? Der um vier Jahre ältere Bruder, Abdelkader, hatte sich bereits vor Jahren den Salafisten – radikale Islamisten, die für das Kalifat kämpfen – zugewandet. Am Mittwoch wurde auch er festgenommen. In seinem Auto wurden „große Mengen Sprengstoff gefunden“.
Hatte er auch den Jüngeren akquiriert? Mohammed war zwei Mal in Afghanistan – 2008 und 2011. Damals sei er in „Terrorcamps“ ausgebildet worden. 2010 wollte sich Merah Frankreichs Fremdenlegion anschließen – vergebens. Er bedauere nur eines, sagte Merah vor seinem Tod, dass „ich nicht mehr umgebracht habe“.