Die unerwartete Rücktrittsankündigung des Papstes hat in Italiens Politik überraschte Reaktionen ausgelöst. Staatspräsident Giorgio Napolitano lobte den "großen Mut" Benedikts. Er zolle dem Papst seinen "allergrößten Respekt", sagte er. Benedikt habe mit der Entscheidung "außerordentlichen Mut und außerordentliches Verantwortungsbewusstsein" bewiesen.
Monti "erschüttert"
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam für den scheidenden Premier Mario Monti die Rücktrittsankündigung des Papstes. "Ich bin sehr erschüttert über diese unerwartete Nachricht. Ich habe aber tiefen Respekt für den Beschluss des Heiligen Vaters. Ich bin sicher, dass sie vom Willen inspiriert ist, der Kirche bis zuletzt zu dienen und dafür zu sorgen, dass ihr auch künftig eine sichere Führung garantiert wird. Ich werde mich immer an den engen und persönlichen Dialog erinnern, den ich mit dem Papst während meiner Amtszeit als Premier hatte", sagte Monti.
Medienzar und Premierkandidat Silvio Berlusconi erklärte sein Respekt für die "Geste von großem Verantwortungsbewusstsein" des Papstes. Dieses entspreche einem ehrenwürdigen und hohem Ziel. "Benedikt hatte bereits gesagt, dass ein Papst das Recht und die Pflicht zum Rücktritt habe, sollte er spirituell, intellektuell und physisch nicht mehr in der Lage sein, sein Amt auszuüben. Benedikt XVI. tritt zurück, um der universalen Kirche eine solide und starke Führung zu sichern, wie es unsere Zeit erfordert", meinte Berlusconi.
Papst-Rücktritt: Die Nachfolgekandidaten
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Christoph Schönborn (67)
Der Wiener Erzbischof hat nach den Skandalen um Kardinal Hans Hermann Groer und Bischof Kurt Krenn den Ruf eines Krisenmanagers, gilt aber auch als versöhnlicher und Dialog-fähiger Pragmatiker. Nach dem Rücktritt des in einen Kindersex-Skandal verwickelten Groer wurde er 1995 dessen Nachfolger. Machte sich als Redakteur für den Katechismus der Katholischen Kirche weltweit einen Namen. Seine liberalen Aussagen zum Thema Homosexualität haben in der Kirche für Debatten gesorgt.
Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (70)
aus Honduras, Salesianer, wurde zeitweise als aufgehender Stern der lateinamerikanischen Kirche gefeiert. Der polyglotte Kleriker spricht nach seinem Psychotherapie-Studium in Innsbruck auch passables Deutsch. Er gilt als begeisterter Musiker und ist auch offen für ökumenische Fragen.
Jose Mario Bergoglio (76)
Argentinier und Erzbischof von Buenos Aires, macht sich für sozial Schwache stark. Ist Jesuit, ob das ein Nachteil oder Vorteil sein kann, ist schwer abzuschätzen. Noch nie in der Kirchengeschichte war ein Jesuit Papst.
Peter Erdö (60)
Der Ungar ist seit 2003 Erzbischof von Esztergom-Budapest. Damit ist er auch Primas des Landes. 2006 wurde er zum Präsidenten des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen bestellt.
Angelo Scola (71)
Italiener, seit 2002 Patriarch von Venedig, gilt als aufgeschlossen. Der Moraltheologe und Philosoph leitet seit 1995 die Lateran-Universität und das Päpstliche Institut für Ehe-und Familienstudien. Ins Kardinalskollegium wurde Scola 2003 aufgenommen.
Peter Kodwo Appiah Turkson (64)
aus Ghana, Vorsitzender der nationalen Bischofskonferenz, Erzbischof von Cape Coast. Er gehört mehreren vatikanischen Kommissionen an, zu Hause setzte er sich für Entwicklung und Umweltschutz ein. Wurde 2003 völlig überraschend zum Kardinal ernannt.
Angelo Bagnasco (70)
Italiener, Bagnasco ist Präsident der italienischen Bischofskonferenz. Der Erzbischof von Genua wurde im März 2012 vom Papst weitere fünf Jahre an der Spitze des italienischen Episkopats bestätigt.
Marc Oullett (69)
Der Kanadier ist der Leiter der Bischofskongregation. Trotz seiner guten Beziehungen in der Kurie könnte die starke Säkularisierung in seiner Geburtsregion Quebec gegen ihn arbeiten.