Italien:
Monti ermahnt Berlusconi wegen lobenden Worten für Mussolini
28.01.2013Aussage des Ex-Premiers, Mussolini habe auch "gute Dinge" getan, sorgt für Aufregung.
Angesichts der lobenden Worte für die Politik des faschistischen Diktators Benito Mussolini hat Italiens scheidender Premier Mario Monti seinen Vorgänger Silvio Berlusconi am Montag ermahnt. Berlusconi habe sich falsch ausgedrückt, vor allem wenn man bedenke, dass er den Internationalen Holocaust-Gedenktag für seine Aussagen gewählt habe, betonte Monti in einem TV-Interview am Montag. "Wir dürfen nicht denken, dass solche historische Ereignisse nicht mehr vorkommen können. Es gibt gewisse Herde, auf die man achten muss. Man muss vor allem Gleichgültigkeit bekämpfen", meinte Monti.
Berlusconi hatte am Rande einer Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in Mailand gesagt, Mussolinis Rassengesetze seien "der schlimmste Fehler" während seiner Regierungszeit von 1922 bis 1943 gewesen. Allerdings habe der Duce "in vielen anderen Bereichen gute Dinge" getan. Ab 1938 hatte Mussolinis faschistische Regierung eine Reihe von Rassengesetzen erlassen, die Juden in Italien diskriminierten und zu ihrer Verfolgung führten. Berlusconi sagte, Italien habe "nicht dieselbe Verantwortung wie Deutschland" für die Judenverfolgung.
Berlusconis Worte lösten hitzige Reaktionen aus. "Berlusconi hat diesen Tag aus Wahlkampfgründen genutzt, um in Hinblick auf die Parlamentswahlen im Februar Stimmen aus faschistischen Kreisen zu gewinnen. Für mich ist das obszön", kritisierte Mitte-links-Chef Pierluigi Bersani. Der Chef der Linkspartei "Rivoluzione Civile", Antonio Ingroia, bezeichnete Berlusconi als "Schande für Italien", da Mussolini sein politisches Modell sei.
Der Präsident der jüdischen Gemeinschaft in Mailand, Walker Maghnagi, bezeichnete Berlusconis Worte vom historischen Standpunkt als "oberflächlich und unangebracht". Vom moralischen Standpunkt aus seien sie absolut zu verurteilen.
Berlusconi hatte am Sonntagabend dem Druck nach gegeben und unmissverständlich erklärt, dass er jede Art von Diktatur ablehne. "Meine historischen Analysen sind immer auf der Grundlage der Verurteilung von Diktaturen erfolgt", erklärte Berlusconi am Sonntagabend. Er sei schon immer "ein historischer Freund Israels". Die Empörung über seine vorherigen Aussagen sei Wahlkampfrhetorik seiner Gegner, sagte er.