"Low Cost" in Venedig
Monti urlaubt in Drei-Sterne-Pension
30.12.2012
Italienischer Ex-Premier auf Spar-Trip mit Kindern und Enkelkindern.
Der zurückgetretene italienische Ministerpräsident Mario Monti, der die Führung einer Koalition von Zentrumsparteien für die Parlamentswahlen am 24. und 25. Februar übernehmen will, gönnt sich einige Ruhetage in Venedig und versucht, in dem von einer schweren Rezession geplagten Italien mit seinem spartanischen Lebensstil zu punkten. Der Wirtschaftsprofessor reiste mit seiner Ehefrau Elsa, seinen zwei erwachsenen Kindern und vier Enkelkindern mit dem Zug in die Lagunenstadt und bezog ein Zimmer in einer bequemen, aber alles andere als luxuriösen Drei-Sterne-Pension unweit der Accademia-Brücke. Statt elegante Restaurants zu wählen, speiste Monti in Gasthäusern, die typisch venezianische Spezialitäten anbieten.
Der für seinen trockenen Humor bekannte Monti zeigte sich auf dem Markusplatz mit seinen Enkelkindern und einem Plüschtier in der Hand. "Ein Low Cost-Urlaub hoher Qualität", kommentierte der 69-Jährige im Gespräch mit Journalisten seinen Aufenthalt.
Der Ex-Premier glänze im Kreise seiner Familie wegen seiner Normalität, schrieben italienische Medien. Damit wolle er sein Image als kühler Fachmann abschütteln. Monti, der am 21. Dezember zurückgetreten war, unterhielt sich mit venezianischen Bürgern, die sich ihm bei seinen Spaziergängen näherten, und ließ sich fotografieren.
Mit seinem Verhalten hebt sich Monti deutlich vom Stil seines Amtsvorgängers Silvio Berlusconi ab. Wie kaum ein anderer Politiker hat es der Milliardär Berlusconi verstanden, sein Privatleben als Medienspektakel preiszugeben. Die turbulente Trennung von seiner zweiten Ehefrau Veronica Lario, sein Auftreten mit jungen Schönheiten und sein prunkvoller Lebensstandard haben jahrelang die Schlagzeilen beherrscht und schier endlose Diskussionen in der italienischen Öffentlichkeit ausgelöst. Mit seinem bescheidenen Verhalten will sich Monti wohl auch im Wahlkampf als Alternative zu Berlusconi profilieren, der zum sechsten Mal in 18 Jahren seine Kandidatur für das Amt des Premiers eingereicht hat.