Klage wegen Verleumdung

Nach Anzeige: Grosz kontert Söder mit offenem Brief

29.04.2023

Der bayrische Ministerpräsident klagt Gerald Grosz  - dieser kontert nun mit einem offenen Brief.

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© Getty, APA (Fotomontage)
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Seine Rede beim politischen Aschermittwoch der AfD in Deggendorf hat für Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz ein juristisches Nachspiel. Wie berichetet, zerrt niemand geringerer als der bayrische Ministerpräsident Markus Söder Grosz vor Gericht. Die bayrische Staatskanzlei hat am 9. März in dessen Auftrag Anzeige gegen ihn erstattet. Tags darauf sei laut Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet worden.

Unter anderem wird Grosz "Verleumdung gegen Personen des öffentlichen Lebens" vorgeworfen. Denn bei seinem Auftritt beim "politischen Aschermittwoch" bei der Alternative für Deutschland in Deggendorf teilte der 46-Jährige mit deftigen Worten gegen "Södolf" aus. Unter anderem bezeichnete er den Politiker als "Corona-Autokraten". Außerdem sei Söder "kein Landesvater, sondern ein Landesverräter".

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Offener Brief

Grosz kontert der Anzeige Söders mit einem offenen Brief an den bayrischen Ministerpräsidenten. „Das Verständnis für Humor und Satire setzt Intelligenz voraus“, beginnt der ehemalige FPÖ- und BZÖ-Politiker sein Schreiben. „Wahre Autorität zeigt sich nicht durch die mehr als zweifelhafte Besitznahme eines Amtes und die Befriedigung eines schwachen Selbstbewusstseins durch die rein äußerlichen Symbole der Macht, sondern ergibt sich aus der freien Zustimmung und ehrlichen Zuneigung der eigenen Landsleute.“
In den letzten Tagen habe Grosz hunderte Mails aus ganz Deutschland erhalten. Zahlreiche Experten „teilen meine Ansicht, dass sich aufgrund Ihrer politischen Sozialisierung einige Defizite eingeschlichen haben dürften, dass das Wissen über die oben beschriebenen, einfachen aber dafür hehren Grundsätze irgendwo zwischen den pseudomachiavellistischen Winkelzügen innerhalb der CSU-Amigos und der Krönung einer reizenden Bierkönigin verloren gegangen sein dürften“.

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„Wir wollen Ihnen helfen! Und daher danke ich Ihnen, dass Sie meine Aschermittwochsrede in Osterhofen zum Anlass genommen haben, dieser nicht nur eine besondere Wertigkeit und Prominenz zu geben, sondern mir und Ihren Landsleuten dadurch die Gelegenheit gegeben wird, Ihnen die Grundsätze von Demokratie, Meinungsfreiheit, politischer Auseinandersetzung, Humor, Satire, Empathie, Amtsauffassung und nicht zuletzt Idealismus beizubringen“, so Grosz weiter.

„Und vielleicht dient mein Exkurs dazu, Ihnen als Noch-Ministerpräsidenten diesen guten Charakter Ihrer Landsleute näher zu bringen“, so Groz weiter. Er wolle die dabei produzierten Gerichtsakten dem Bayrischen Rundfunk zur Verfügung stellen. „Somit ergibt sich auch für Sie die Chance, dass Ihre auslaufende Tätigkeit als Ministerpräsident zumindest medial historisch gilt.“
  

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