Staaten werden nicht zu Tode gespart, die EU setzt rasche Not-Maßnahmen.
Wegweisende Woche für die EU: Nach 18 vergeudeten Krisen-Gipfeln blicken Experten optimistisch in die Zukunft.
Diese Woche bunkerten sich die Staats- und Regierungschefs in Brüssel ein. Als die Politiker am Donnerstag nach 15 Stunden Streit herauskamen war klar: Das war entscheidend für das Schicksal Europas. Hilfs-Instrumente, die vor allem rasch einzusetzen sind, sollen Pleite-Ländern helfen (wichtig für Italien und Spanien). So sieht die neue EU aus:
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Rettungsfonds
Künftig können sich auch Banken (bisher Staaten) an die Rettungsfonds ESM und EFSF wenden. Vorteil: Wenn Banken zur eigenen Rettung Geld aufnehmen, nimmt die staatliche Verschuldung nicht zu. Es müssen also keine schmerzvollen Sparmaßnahmen für die Bevölkerung eingesetzt werden.
Hintergrund: Bankenpleiten sind eine große Gefahr. Die Institute werden vom Staat aufgefangen, aber: Die öffentliche Hand muss dafür selbst Kredite aufnehmen. Die Märkte verlieren in Folge ihr Vertrauen und Zinsen für Schulden steigen – die Teufelsspirale der Schulden beginnt. -
Bankenaufsicht
Banken sollen zentral überwacht werden, diese Kontrolle könnte bei der Europäischen Zentralbank angesiedelt werden. Diese Maßnahme ist die Voraussetzung für die Bankenhilfe, wird erst im Dezember beschlossen. -
Staatshilfe
Rettungsschirme sollen flexibel werden. Länder, die den Brüsseler Spar- und Reform-Verpflichtungen nachkommen, erhalten einen erleichterten Zugang zu den Rettungsschirmen. -
Wachstumspaket
120 Milliarden Euro werden lockergemacht. Ziel: Vor allem die Jugendarbeitslosigkeit soll damit bekämpft werden.
Anti-Merkel-Front
„Merkel eingeknickt“ titelten viele Medien. Denn: Deutschlands Kanzlerin wollte eigentlich nur ein Wachstumspaket absegnen, sicher keine Erleichterung für Krisen-Länder. Aber eine neue Front von Politikern blockierte die Eiserne Lady. Die neuen Top-Player der EU:
- Italiens Premier Mario Monti und Spaniens Mariano Rajoy sind die Sprecher der Krisenländer. Sie boxten sich gegen Merkel einen leichteren Zugang zu Rettungsschirmen durch.
- François Hollande, Frankreichs Präsident, bringt frischen Wind in die Krisensitzungen. Er ist Initiator des Wachstumspakets.
Der Start glückte: Gleich nach Verkündung der Krisen-Maßnahmen setzten Aktienmärkte und der Eurokurs zu Höhenflügen an. Fragt sich nur, ob dieser Optimismus anhält.
Spindelegger im Interview: "Jetzt muss die neue EU kommen"
Was das für unser Geld bedeutet
Sparer steigen in Zukunft schlecht aus. Die EZB könnte den Leitzins weiter senken, das eigene Geld auf der Bank bekommt dann auch weniger Zinsen.
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Hausbau-Kredite
Die Mini-Zinsen machen Kredite weiter attraktiv. Viele Menschen werden wohl in Immobilien investieren. -
Pensionen
Die Inflationsgefahr ist auch mittelfristig nicht gebannt. Pensions-Anpassungen werden weniger wert.